Worte finden gegen Stammtischparolen
Stadt und Innenministerium geben Jugendlichen Tipps für den Umgang mit Rechtsextremen.
Krefeld. Nicolas Schmölders hat sich nicht wohl gefühlt in seiner Rolle. Beim Krefelder Aktionstag zum Jugendschutz in der Volkshochschule spielte er den Part "rechts außen". Das heißt, er vertrat beim Argumentationstraining eine Meinung, die nicht seine eigene war.
Die Stammtischparole: "Ausländer sind alle kriminell." Carina Blaschzyk, in ihrer Schule bei der Streitschlichter AG engagiert, hatte es da leichter. Als Gegenspielerin durfte sie sagen, was sie tatsächlich denkt und bot kräftig Paroli.
Das Jugendamt hatte Jugendliche eingeladen, die in ihren Schulen und Organisationen Multiplikatoren sind, also Klassensprecher oder Gruppenleiter. 30 kamen und sammelten ganz neue Erfahrungen.
Zum Beispiel die: Argumentation finde in der rechten Szene nicht statt. Stereotyp würden Parolen und Vorurteile wiederholt. In einem Workshop mit Dr. Klaus-Peter Hufer von der Uni Duisburg-Essen übten die Jugendlichen, was sie den dumpfen Phrasen entgegensetzen können.
Die Teilnehmer erfuhren, was in den Köpfen von Rechten vorgeht und welche Strategien gegen Rechtsextremismus angewendet werden können. Es sei keine verlorene Zeit, auf rechte Parolen einzugehen, sagte Referent Claudio Guerra, Mitarbeiter des NRW-Innenministeriums.
Und es sei es wert, wenn man auch nur eine Person überzeugt, die Dinge nicht nur schwarz-weiß zu sehen.
Die Jugendlichen aus der rechten Szene seien oft autoritär geprägt und reagierten häufig erstaunlich auf Mut und Offenheit, so Guerra.
Außerdem könne man Verallgemeinerungen leicht entlarven. Es sei sinnvoll, sich Verbündete zu suchen. Der Experten-Ratschlag: "Einsteigen in die Diskussion und dagegenhalten."
"Die Jugendlichen waren super", lobte Birgit Plüm vom Krefelder Jugendamt das Engagement der Teilnehmer. Und Guerra fügte hinzu, "alle sind sehr interessiert dabei gewesen".
Vielen sei deutlich geworden, "wie Rechtsextremismus anfängt". Wichtig sei, Jugendliche zu ermuntern, aktiv zu werden, auch im Umfeld der Gesellschaft, denn dort hätten immerhin 13 Prozent "ein geschlossenes rechtsextremes Weltbild".
Am 20. November können sich auch Erwachsene über das Thema Rechtsextremismus bei der VHS informieren.