Martinszug Zu wenig Teilnehmer: Kein St. Martin in der City
Die Bürgergesellschaft Stadtmitte verzichtet auf den Traditionszug mit Laternen und Martinsfeuer in der Innenstadt.
Krefeld. Seit Anfang November ist er wieder im Auftrag der Nächstenliebe unterwegs: 85 Mal reitet Sankt Martin in diesem Jahr auf seinem Pferd durch Krefeld, um seinen roten Mantel mit dem Bettler zu teilen. Nicht aber in der Innenstadt. Die Bürgergesellschaft Stadtmitte, die den großen Martinszug dort traditionell organisiert, hat in diesem Jahr von einem Antrag bei der Stadt abgesehen. Zum ersten Mal seit 24 Jahren. Der Grund: immer weniger Kinder, die sich mit ihren Familien und Laternen dem Zug durch die City anschließen.
„Wir haben das eingestellt, weil in diesem Jahr nur noch eine Schule und ein Kindergarten mitgezogen wären“, erklärt Gabriele Leigraf, Geschäftsführerin der Bürgergesellschaft. „Der Zugweg muss genehmigt werden, wir müssen uns um die Absperrungen kümmern, brauchen jemanden, der Feuer macht, einen Sankt Martin, der auf seinem Pferd durch die Stadt reitet, eine Kapelle muss bestellt, die Martinstüten mit Äpfeln und Weckmännern gepackt werden.“ Weder der finanzielle noch der zeitliche Aufwand für die Organisation des Laternenzugs hätte sich gelohnt, bekräftigt Leigraf die Entscheidung der Bürgergesellschaft, äußert aber gleichzeitig Bedauern darüber: „Wir finden das auch traurig, aber man kann ja keinen hintragen.“
Im vergangenen Jahr seien neben den Grundschülern der Felbelschule und den Kindern der Kita Lutherische Kirchstraße noch zwei weitere Kindergärten beim Martinszug durch die City dabei gewesen. „Die Kindergärten Breite Straße und Sonnenland haben auf unsere Einladung im Sommer abgesagt.“ Die Begründung: Zu viele kleine Kinder, die noch nicht mitlaufen könnten, besuchten diese Einrichtungen, sagt Leigraf.
Die Geschäftsführerin der Bürgergesellschaft vermutet aber noch eine andere Ursache hinter der schrumpfenden Teilnehmerzahl: Während Halloween auch in Krefeld immer größer werde, nehme das Interesse an traditionellen Festen wie Sankt Martin ab. „Früher sind noch mehr junge Familien mit Kinderwagen mitgelaufen, heute wollen die Leute diese Traditionen offensichtlich nicht mehr so pflegen.“
Eine Vermutung, die Manfred Grünwald, Vorsitzender des Bürgervereins Krefeld-Ost, so gar nicht bestätigen kann. Im vergangenen Jahr hat der Bürgerverein „nach jahrelanger Abstinenz“ erstmals wieder einen Laternenzug durch Cracau veranstaltet — die Resonanz war riesig. „Das Ganze lief großartig“, erinnert sich Grünwald an das Lichtermeer von fast 1000 leuchtenden Laternen zum abschließenden Martinsfeuer auf dem Sprödentalplatz. „Der Zug war so lang, dass man hinten die Musik nicht hören konnte, deshalb haben wir die Aufteilung der Kapelle für dieses Jahr anders organisiert.“
Grünwald ist sich sicher: Am kommenden Samstag werden sich dem Zug von der Elisabeth-Kirche über Freiligrath-, Dießemer, Blüchner- und Hadenbergstraße bis zum Sprödentalplatz wieder „etliche Hundert Kinder“ aus drei Kindergärten und der Regenbogenschule anschließen — und wünscht sich vor allem eines: „Dass das Wetter mitspielt.“
Als Konkurrenz sieht Leigraf den Cracauer Zug nicht und versichert, dass das Kapitel Martinszug nicht abgeschlossen sei: 2017 wolle die Bürgergesellschaft einen Neustart versuchen.