Doppelklick in eine neue Welt
In einem Kurs des Familienbildungswerks in Ratingen lernen Senioren das Surfen im Internet
Ratingen. „Doppelklick“, „runterladen“, „Website“, „Homepage“, „Startprogramm“ — mit leicht gerunzelter Stirn und etwas ratlosem Blick lauschen die Senioren den Erklärungen von Günther Ahrweiler. Der 65-Jährige ist ihr Dozent und er versucht, ihnen das „Wunderding Computer“ näherzubringen.
Sechs Senioren im Alter zwischen 64 und 80 Jahren haben sich zum EDV-Einführungskurs des evangelischen Familienbildungswerkes angemeldet. Vor ihnen flimmern Flachbildschirme, daneben summen die Lüfter der Computer, manche schauen nervös auf die flackernden Lämpchen an den Geräten. In fünf Sitzungen wollen sie den Umgang mit dem PC erlernen. Bis dahin ist es ein mühsamer Weg.
„Wenn Sie den Finger zu hoch nehmen, ist das zu langsam für den Rechner. Einfach schnell hintereinander zweimal drücken“, erklärt Ahrweiler den Doppelklick. Bevor die älteren Herrschaften auch nur ein Programm starten, müssen sie mit den Gerätschaften vertraut gemacht werden. Und Günther Ahrweiler fängt bei Null an, erklärt Aufbau und Funktion von Maus und Tastatur. „Wenn sie die Maus bewegen, muss die immer auf dem liegenbleiben bleiben, also nicht damit in der Luft herumfuchteln. Jetzt üben wir mal das Klicken.“
Das Lernprogramm habe er selbst geschrieben, sagt Ahrweiler, der seit sieben Jahren solche Kurse anbietet — und selbst noch dazulernt. „Früher habe ich viel zu viel vorausgesetzt.“ Jetzt erklärt er alles haarklein. Hildegard Osterburg (80) macht sich auf einem Block Notizen. Vor ihr liegt ein Netbook. „Das habe ich mir schon im Herbst gekauft, war ein Sonderangebot“, erzählt die älteste Kursteilnehmerin. „Früher gab es Videotext, wo man was nachschauen konnte. Heute wird immer nur auf ,www’ verwiesen. Das will ich auch können.“
Margret Gorny (73) möchte auch gerne im Internet surfen, hatte aber einen Heidenrespekt vor den Geräten. „Ich habe heute Nacht vor Aufregung ganz schlecht geschlafen“, sagt sie. Bis jetzt sei der Kurs aber gut gelaufen. Ihr Enkel habe ihr mal ’was erklärt, „aber der hat keine Geduld — mein Mann auch nicht.“
So ähnlich ist es auch Petra Gonscherowski (65) ergangen: „Mein Sohn hat mir zwar schon viel am Computer gezeigt, aber das ging immer so zack-zack. Selbst machen ist viel besser.“ Warum sie überhaupt den Kurs belegt? „Ohne Computer ist man heute doch so hilflos.“
Nicht ganz ahnungslos, aber sehr unsicher fühlt sich Samir Dasgupta. Der 68-Jährige ist mit PC und Smartphone schon bestens ausgerüstet, kommt aber mit der Bedienung nicht richtig klar. Sein Ziel: Computer mit Smartphone verbinden und Daten austauschen.
Adelheid Czarnecki hat bescheidenere Ziele. „Ich möchte mit mich vor allem mit meinen Geschwistern und Verwandten in den USA austauschen können.“ Briefpost sei immer so lange unterwegs, elektronisch gehe doch alles viel schneller.
„Nesthäkchen“ im Kurs ist Günter Simon. Der 64-Jährige hatte beruflich „ein bisschen“ mit Programmen zu tun, jetzt möchte er aber „alles von Grund auf lernen“. Vor allem reizt ihn die Bildbearbeitung. Das Computerzimmer habe er bereits eingerichtet.
Nach der Kaffeepause stellt Kursleiter Ahrweiler das weitere Programm vor. „In der nächsten Stunde lernen wir Word kennen.“ In den folgenden Sitzungen geht es noch um Internet, Mails und Suchmaschinen.