Anrufer bedroht Sabine Lahnstein
Der Mann forderte: „Keine Flüchtlinge mehr nach Erkrath, sonst lasse ich Ihre Tochter vergewaltigen.“
Erkrath. Sabine Lahnstein wohnt ein bisschen außerhalb von Erkrath. Angst hat die stellvertretende Bürgermeisterin nicht. „So schnell lass ich mich nicht verunsichern“, sagt Sabine Lahnstein. Seit der Silvesternacht in Köln verfolgt sie täglich in den Medien die teilweise sehr emotional geführten Diskussionen. Weil sie sich selbst sehr um die im Bürgerhaus Hochdahl untergebrachten Asylbewerber kümmert, liegt ihr das Thema besonders am Herzen.
Sabine Lahnstein, stellvertretende Bürgermeisterin
Nun hat sie sich entschlossen, einen Vorfall aus dem vergangenen Jahr öffentlich zu machen. Mit vielen anderen Erkrathern hatte sie Mitte Oktober ein großes Fest für die Flüchtlinge rund um die Hochdahler Arkaden organisiert. Weil sie ihre Telefonnummer auf Plakate und Einladungen druckte, erhielt offenbar ein Erkrather davon Kenntnis, der Lahnstein anrief. „Er rief mich mehrmals mit unterdrückter Nummer an und sagte mir, er wäre überhaupt nicht damit einverstanden, dass so viele Flüchtlinge nach Deutschland kommen“, sagt Lahnstein. Für diese Menschen müsste man in Erkrath auch keine große Party organisieren.
„Ich habe das erst als Anruf eines Spinners abgetan“, sagt Lahnstein. Der Mann habe sich vor dem Fest mehrfach gemeldet. Auch während und nach dem Fest mit den Flüchtlingen habe sie Anrufe mit unterdrückter Rufnummer erhalten, diese jedoch nicht angenommen. „Der Anrufer wurde immer massiver. Er stellte Forderungen. Ich sollte gemeinsam mit dem damaligen Bürgermeister Arno Werner dafür sorgen, dass keine Flüchtlinge mehr in Erkrath untergebracht werden“, sagt Lahnstein.
Einen Tag nach dem Fest meldete sich der Anrufer erneut. Sabine Lahnsteins Tochter kam auf die Idee, das Gespräch aufzuzeichnen. Der Anrufer sagte: „Wenn Sie nicht dafür sorgen, werde ich einem der Flüchtlinge Geld dafür geben, dass er Ihre Tochter vergewaltigt. Dann werden Sie schon sehen, was sie davon haben, sich dafür einzusetzen.“
Danach hat Lahnstein sofort Anzeige erstattet. „Der Anrufer war dermaßen aufgeregt, dass er mir auch noch seinen richtigen Namen genannt hat“, sagt Lahnstein. Die Polizei ist in den kommenden Wochen verstärkt Streife in der Nähe des Wohnhauses gefahren. Personen, die dort spazieren gegangen sind, mussten ihre Ausweise vorzeigen, hat Lahnstein beobachtet.
Die Polizei im Kreis Mettmann rät im Falle eines Drohanrufs zur sofortigen Anzeige. Jede Anzeige werde verfolgt. „Wenn Sie merken, dass ein Gespräch kippt und in die falsche Richtung läuft, bitte sofort auflegen“, sagt Nicole Rehmann. Sprecherin der Polizei im Kreis Mettmann. Auf keinen Fall solle man sich mit dem Anrufer auf ein Streitgespräch oder eine längere Diskussion einlassen. Es gelte, ein klares Stopp-Signal zu setzen und die Diskussion zu beenden, so Rehmann.
Ähnliches rät auch Uwe Kohfeldt, von der Kriminalprävention/Opferschutz bei der Polizei. „Wenn man nicht mehr reagiert, hat man die Chance, dass solche Anrufe irgendwann von alleine aufhören“, sagt Kohfeldt. Der Täter erreiche sein Ziel, das Opfer einzuschüchtern oder zu bedrohen nicht mehr. Bei bestimmten Straftaten gebe es auch Möglichkeit, den Anrufer zurück zu verfolgen und zu ermitteln.