Bei Schülern das Lesen fördern

Schule und Bücherei fördern das Lesen von Jungen, damit diese den Bildungsrückstand auf Mädchen aufholen.

Hochdahl. In der kurzen Getränkepause blickt Calogero (14) gespannt zu seinen Mitstreitern, allesamt in freudiger Erwartung angesichts der bevorstehenden Prämierung. „Man kann nicht vorhersagen, wer gewinnt, beide Gruppen haben eine sehr gute Arbeit gemacht.“ Am Montag stellten die jeweils vierköpfigen Teams im Bürgerhaus ihre Ausarbeitungen vor.

Anhand von selbst gemachten Fotos sollten sie die Geschichte des Buches „Poker um Leben und Tod“ von Cliff Millard möglichst detailgetreu nacherzählen, und zwar so, dass auch außenstehende den Handlungsstrang nachvollziehen können.

Die erste Lektion dabei war, das Buch überhaupt zu lesen. „Die Schüler haben es allesamt an einem Wochenende regelrecht verschlungen, das war großartig zu sehen“, sagte Michaele Gincel-Reinhardt, Leiterin der Stadtbücherei. Gewonnen hätten dadurch letztlich alle.

Da bei diesem Projekt der Wettbewerbsgedanke ausdrücklich herausgehoben wurde, gab es einen offiziellen Sieger. Calogero und seine Freunde konnten sich freuen.

Der Applaus ihrer Mitschüler von der Carl-Fuhlrott-Schule war allen Teilnehmern gewiss, viel mehr noch aber die Erkenntnis, auch mit Lesen Spaß haben zu können: „Ich habe schon vorher viel gelesen, meine Gruppenmitglieder weniger. Die haben durch dieses Projekt mitbekommen, wie viel Spaß das macht“, sagte Calogero.

16 Stunden verbrachten die Jugendlichen in den vergangenen Wochen damit, das Gelesene auszudrücken. Im Buch geht es um Jim, der unverschuldet in einen Bankraub gerät und als Geisel genommen wird.

Es folgen Verfolgungsjagden, Pokerpartien und die Festnahme durch eine Spezialeinheit. Calogero: „Das Pokerspiel haben wir nachgestellt, das hat besonders Spaß gemacht. Ich denke schon, dass die Lust auf Lesen durch solche Aktionen steigert werden kann.“

Genau das war die Absicht. „Wir als Stadtbücherei haben uns in diesem Jahr vor allem der Jungenförderung verschrieben. Die Mädchen haben im Bereich der schulischen Bildung die Nase vorn“, sagte Gincel-Reinhardt.

Gemeinsam mit Oliver Seebach (25), Student des Bibliothekswesens in Köln und Semesterpraktikant in der Stadtbücherei, hat sie das Konzept erarbeitet, mit dessen Hilfe die Lesekompetenz verbessert werden soll. Seebach: „Die Jungs sind reihenweise zu mir gekommen und haben gesagt, das Buch sei so spannend. Das hat mich sehr überrascht, aber natürlich auch gefreut.“