Stadtidentität Altes Rathaus könnte Heimatmuseum werden
Erkrath · Dies setzt allerdings voraus, dass der Bürgermeister seine Pläne für ein zentrales Rathaus verwirklichen kann, was bei der aktuellen Finanzlage in weiter Ferne liegen dürfte. Vereine wünschen sich eine zeitnahe Lösung.
Mettmann hat sein Stadtgeschichtshaus, Wülfrath das Niederbergische Museum, Hilden das Fabry-Museum, Haan sein Haus Stöcken, Heiligenhaus das Museum Abtsküche, Velbert das Schloss- und Beschlägemuseum, Monheim das Deusser-Haus und Ratingen und Langenfeld haben jeweils ein Stadtmuseum. Und Erkrath?
Da fällt den meisten sofort der Hochdahler Lokschuppen ein, jenes mit privaten Mitteln restaurierte Relikt aus Zeiten, als noch Züge der Bergisch-Märkischen Eisenbahn (1843-1886) auf dieser Strecke fuhren – auch ein Kapitel der Stadtgeschichte, aber eben nur eines von vielen. Herbert Bander vom Verein Eisenbahn- und Heimatmuseum Hochdahl, der den Lokschuppen betreibt, räumt dann auch ein, dass der Vereinsschwerpunkt eher auf „Eisenbahn“ denn auf „Heimat“ liegt, dass die „Heimat“ also noch keine rechte Heimstätte in Erkrath gefunden habe, jedenfalls nicht in einem Stadtmuseum, sondern bislang nur in vereinzelten Ausstellungen.
Exponate sollen wieder bei Sonderausstellung zu sehen sein
„Der große Wurf ist noch nicht gelungen“, sagt Herbert Bander, der bedauert, dass es vor allem auch für Schulklassen, die einmal eintauchen möchten in die vielfältige Geschichte ihrer Heimatstadt, keine feste Anlaufstelle in Gestalt eines Stadtmuseums gibt. Dabei besitzt der Eisenbahnverein mit Gerätschaften von ehemaligen Erkrather Bauernhöfen, Bäckereien und Schustern einige Exponate, die perfekt in ein solches Haus passen würden. Bander will sie Ende September wieder bei einer Sonderausstellung im Lokschuppen zeigen und damit die Geschichte eines gewaltigen Umbruchs in der jüngeren Erkrather Geschichte dokumentieren: Weg von Ackerbau und Viehzucht, hin zur neuen Stadt Hochdahl, der in den 60er-Jahren 25 Bauernhöfe weichen mussten.
Nach der Ausstellung wandert dann alles wieder in Kisten und Keller – weil es in Erkrath (noch) kein Haus, keinen Raum für eine stadthistorische Dauerausstellung gibt. Das beschäftigt auch den Heimatverein „Ercroder Jonges“, der das Thema aktuell ganz oben auf der Agenda, derzeit aber nichts Spruchreifes zu berichten hat: „Eine konkrete Liegenschaft ist nicht in Sicht, wir müssen weiter suchen“, sagt Sprecher Boris Nikolic.
Wobei die Jonges am liebsten mit der Stadt oder mit anderen Vereinen kooperieren möchten, um mit vereinten Kräften und Sponsoren ein Museum auf die Beine zu stellen. Schließlich harren die gesammelten Objekte und Schriften in diversen Mitglieder-Kellern ihrer Ausstellung. Auch das Stadtarchiv hat Jonges-Dokumente eingelagert, etwa ein Schriftstück über Erkrath aus der Napoleon-Zeit. Das alles müsste zusammengeführt, aufgearbeitet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, wünschen sich die Jonges.
Auch die Erkrather Abteilung des Bergischen Geschichtsvereins hätte einiges beizutragen zu einem Stadtmuseum. Der Vorsitzende Jürgen Dietz weiß von vielen historischen Gegenständen, die Erkrather dem Gesamtverein übergeben haben, der die Stücke in Wuppertaler Museen eingelagert hat. Darüber hinaus sucht die Erkrather Abteilung gerade nach einem neuen Lagerraum für ihre Materialien. Ihren Platz im Stadtarchiv müsse sie räumen, da die Archivarin ihn für sich beanspruche. Ein Stadtmuseum als Hort der Stadtidentität wäre da schon eine feine Sache – aber ein solches Haus sei auch mit einem Anspruch verbunden und müsse professionell geführt werden. Einfach nur Sachen abladen macht eben noch kein Museum.
Bei der Stadt Erkrath ist der Wunsch nach einem stadtgeschichtlichen Museum bekannt. Wie eine Sprecherin auf Anfrage berichtet, gibt es die Idee, dafür einmal Teile des alten Rathauses an der Bahnstraße zur Verfügung zu stellen, sofern es zur Bündelung der Verwaltungsbereiche kommen sollte, sprich zum Neubau eines zentralen Rathauses, wie es dem Bürgermeister vorschwebt. „Bis dahin – und das wird voraussichtlich noch dauern – sind bei der Stadt keine Räume frei, die nicht als Arbeitsplätze benötigt werden“, heißt es aus dem Rathaus, in dem derzeit ein freiwilliges Haushaltssicherungskonzept vorbereitet wird, um die dauerklamme Stadt aus den Miesen zu bringen. Aber es müsse ja auch nicht unbedingt das Rathaus sein, heißt es aus den Reihen der Vereine. Hoffnungsvoll schaut man auf den neuen Kulturdezernenten Michael Pfleging, der an seiner alten Wirkungsstätte Gevelsberg als Privatmann dazu beigetragen hat, eine alte Kornbrennerei zu einer lebendigen Kulturstätte auszubauen: Möge er neue Impulse in die Stadtverwaltung bringen, deren kulturelles Engagement sich derzeit doch allzu sehr auf das Buchen von Tourneetheatern beschränkt.