Erkrath Visiere aus Erkrath sind gefragt

Erkrath. · Die Mitarbeiter bewahrt das vor Kurzarbeit und Entlassung und die Kunden sind glücklich über die Atemfreiheit hinter dem Kunststoffschutz.

Lina Heuser produziert zurzeit die Schaumstoffstücke, die für den Tragekomfort der auf der Stirn aufliegenden Visiere sorgen. Auch im Verkauf ist sie aktuell tätig.

Foto: "Köhlen, Stephan (teph)"/Köhlen, Stephan (teph)

Die beiden Herren aus dem Fachgeschäft für Unterhaltungselektronik im Baviercenter fühlen sich offenbar wohl hinter ihren Acrylglas-Visieren. Im Vergleich mit den unmittelbar auf dem Gesicht aufliegenden, schnell mit Feuchtigkeit vollgesogenen Stoffmasken atme es sich dahinter einfach leichter. Und für die Kunden sei es angenehmer, wenn die Mimik des Verkäufers erkennbar und eben nicht hinter Stoff verborgen sei.

Für die Anschaffung dieser Visiere war kein weiter Weg nötig, denn sie werden mittlerweile auch in Erkrath produziert. Dafür sorgt Joachim Nöthen, der gemeinsam mit Joel Aengevelt eine Firma mit Sitz am Steinhof betreibt. Mit dem Corona-bedingten Wegbrechen ihres eigentlichen Geschäftsfelds, dem Messe- und Ladenbau, mussten sich die beiden etwas einfallen lassen, um ihre Angestellten vor Kurzarbeit oder gar Entlassung zu bewahren.

Zwei Wochen lang wurde an dem Prototypen gefeilt

„Ich wollte etwas Sinnstiftendes produzieren und da lag es nahe, anstelle von Folien, 3D-Buchstaben oder anderen Werbematerialien Visiere herzustellen. Wichtig war mir, dass wir eine praktikable Alternative für diejenigen anbieten können, die keine medizinischen Masken oder einfache Mund-Nasen-Bedeckungen tragen können oder wollen“, berichtet Nöthen. Rund zwei Wochen feilte er an dem Prototypen – bevor er in dieser wirtschaftlich unsicheren Zeit eine „nicht unbedeutende Summe“ in zwei neue Fräsen und zuletzt in eine Stanzmaschine investierte.

Rund 30 Visiere werden
täglich in Erkrath verkauft

Für Unterstützung bei Vertrieb und Marketing sorgt mittlerweile Unternehmensberater Jan Wagner. Er kümmert sich auch um die CE-Zertifizierung für das markengeschütze Visier. „Das NRW-Gesundheitsministerium hat uns gerade bestätigt, dass unsere Visiere eine zugelassene Alternative für Menschen mit einem ärztlichen Attest sind, das ihnen bestätigt, aufgrund einer Erkrankung keinen dicht anliegenden Schutz tragen zu können,“ sagt Wagner. Seit gut drei Wochen kann man die Visiere an einem extra eingerichteten Außer-Haus-Verkauf auf dem Firmengelände erwerben oder über die Website der Firma „cutall“ bestellen.

Seit vergangener Woche gibt es die Visiere aber auch im Bavier-Center, im Euronics-Shop von Reinhard Kiesslich: „Wir verkaufen etwa 30 Stück am Tag“, berichtet der Geschäftsinhaber, der selbst eine solches Visier trägt. Er schätzt diesen Schutz ebenso wie Sara Willwerth von der Buchhandlung Weber und Margaret Botta, Inhaberin des Geschäfts „Strick & Stick“. Allerdings tragen die beiden Damen Visiere, die der Erkrather Schreiner Hartmut Schader entworfen und angefertigt hat.

Schrader hat auch einen örtlichen Supermarkt mit Acrylglasschutz für dessen Kassen versorgt. „Aber ich konzentriere mich ab jetzt wieder auf mein Kerngeschäft, die Schreinerei“, sagt der Erkrather, der seiner Visiere auf Nachfrage seiner Kunden individuell hergestellt hat. Un in deutlich niedrigen Stückzahlen als bei „cutall“ , wo derzeit mehr als 150 000 Stück lagern.

„Mit der Anschaffung der Stanzmaschine können wir die einzeln gefrästen, verstellbaren Ringe, die um den Hinterkopf befestigt werden, in zehner Stückzahlen stanzen,“ erklärt Jan Wagner beim Gang durch die Produktion und den Versand. Dort arbeiten jetzt Werbetechniker und Grafiker als Prüfer und Verpacker der „Vizziii“-Visiere. „Ein großes Lob möchte ich der gesamten Belegschaft aussprechen. Sie ziehen alle mit und sind vollkommen überzeugt von unserem Produkt“.