Erkrather Kriminacht: Mord auf dem Rittergut

Die zweite Erkrather Kriminacht musste kurzfristig ins Haus Morp verlegt werden. Die Faszination der Besucher an blutrünstigen Geschichten litt darunter nicht.

Erkrath. Erkrather Autoren bringen Frauen um — in ihren Texten. Wie zugespitzt, hinterhältig und manchmal abgründig sie die Taten beschreiben, hörten sich am Samstagabend die Gäste der zweiten Erkrather Kriminacht an. Vier Stunden lang gab es Bluttaten, Ermittlungen und Grillwurst in roter Currysoße auf dem früheren Rittergut Haus Morp an der Düsseldorfer Straße.

Den Lesungsort unter dem Dachstuhl eines Hofgebäudes konnten die Organisatoren nur minimal vorbereiten. Erst am Freitagmittag war die Nachricht gekommen: Fleischermeister und Mitorganisator Dirk Hanten konnte nicht wie geplant die Kantine der Er-We-Pa an der Mettmanner Straße nutzen: „Das Unternehmen ist vor kurzem verkauft worden, und der neue Eigentümer möchte die Kantine nicht mehr von mir bewirtschaften lassen, sondern Automatenverpflegung anbieten“, sagte Hanten.

So wurde improvisiert. „Ich habe alle angerufen, die ihre Karten telefonisch bestellt hatten“, sagte Künstler, Autor und Mit-Organisator Ralf Buchholz. Quasi als Wegweiser legte er eine weibliche Schaufensterpuppe unter die Kastanie im Hof von Haus Morp, steckte seinem „Mordopfer“ ein rot lackiertes Messer in die Schulter. Buchhändlerin Sara Willwerth parkte ihren Firmenwagen gut sichtbar an der Grundstückseinfahrt, nahe der Düsseldorfer Straße.

„Ich bin mit meiner Mutter und einer Freundin gekommen, weil uns im vergangenen Jahr die Stimmung so gut gefallen hat“, sagte Besucherin Machthild Keens (53). Das Haus Morp biete eine schöne Kulisse für die Texte.

So hörten 85 Besucher, im Halbrund sitzend, wie Autor Stephan Peters seine Hauptdarstellerin in den Erfrierungstod schickt — nur mit einer Schürze bekleidet. Zeitschriftenautorin Regina Fouqué entfaltete ihre mörderische Geschichte. Star des Abends war der Düsseldorfer Schriftsteller Horst Eckert, der in seinen Romanen Niederrhein- und Mordkompetenz beweist.

Die Kriminacht markierte die Halbzeit der Lesungsreihe „Erkrather LesART“ an verschiedenen Orten der Stadt. Unmittelbar vor der Mordreihe auf dem Rittergut hatten acht Zuhörer im Baviercenter Buchholz bei der Lesung aus seinem Manuskript „Die Toten von der Stindermühle“ zugehört — einem Krimi. „Ich bin für Liebesbücher absolut ungeeignet, wenn ich meiner Frau glauben darf“, sagte der Autor.

Die Lesart werde er wohl im nächsten Jahr umgestalten: Besucherzahlen zwischen 9 und 15 würden den Aufwand nicht rechtfertigen. „Solche künstlerischen Initiativen braucht Erkrath“, ermutigte Besucher Robert Himmrich (61) den Organisator.

Mord und Totschlag jedenfalls gehen gut in Erkrath, sagt Buchholz: „Unsere Kriminacht wird einen festen Platz bekommen.“ Gemeinsam mit Peters plane er außerdem Lesungen an unheimlichen Orten, ein mörderisches Halloween und Krimidinner-Abende.