Erkraths Bürgermeister: Hermann Moritz
Hermann Moritz wurde 1946 erster demokratisch gewählter Bürgermeister von Erkrath.
Erkrath. Entspannt am Schreibtisch sitzen, Besucher empfangen und wichtige Reden halten: Wenn es um die Stellenbeschreibung des Bürgermeisters geht, ist davon oft die Rede. Hermann Moritz hätte darüber wohl nur den Kopf schütteln können.
War er doch als erstes demokratisch gewähltes Stadtoberhaupt vor allem mit der Verwaltung des allgegenwärtigen Mangels der Nachkriegszeit beschäftigt.
„Ein Blick in die Ratsprotokolle zeigt, dass über Jahre hinweg in fast jeder Sitzung die Ernährungs- und Versorgungslage auf Platz 1 der Tagesordnung stand“, berichtet Stadtarchivarin Erika Stubenhöfer. Zudem galt es, Kriegsschäden auszubessern und Schulen wieder funktionsfähig zu machen.
Seine Wahl verdankt er der Tatsache, dass er als Gründungsmitglied und erster Vorsitzender der CDU-Ortsfraktion der Mehrheitspartei angehörte, die ihn nach der ersten demokratischen Wahl am 23. September 1946 zum Gemeindeoberhaupt berief.
Es dauerte nicht lange, bis alarmierende Meldungen auf dem Schreibtisch von Moritz landeten. „Wir in den Betrieben können feststellen, dass die Arbeiter nicht in der Lage sind, den Acht-Stunden-Tag durchzuführen. Wenn 80 Prozent der Frauen nicht eine einzige Schnitte Brot mithaben, so bedeutet das, dass wir am Ende unser Kraft angelangt sind“, schlugen die Erkrather Betriebsräte Alarm.
Auch was den Schulbetrieb anging, gab es schier unüberwindbare Probleme zu bewältigen. Der Krieg hatte seine Spuren hinterlassen — nicht nur, was den Zustand der Gebäude betraf. Auch das Lehrpersonal musste auf „Herz und Nieren“ geprüft werden, da es unter den Lehrern etliche gab, die den Nationalsozialisten nahe gestanden hatten. Als Vorsitzendem des Entnazifizierungsausschusses im Kreis Mettmann war es Hermann Moritz ein besonderes Anliegen, dabei besonders gründlich zu sein.
Und immer wieder war es auch das Flüchtlingsproblem, dass die Gemeinde vor große Schwierigkeiten stellte. Mehr als 500 Flüchtlinge wurden allein im Dezember 1947 zugewiesen. „Wenn noch mehr kommen, werden sie obdachlos sein“, sagte Moritz in einer der Ratssitzungen im Herbst 1947.
Ein Jahr danach entspannte sich die Lage. „Die Brotversorgung ist zufriedenstellend, und es wird mit einer Kartoffelschwemme zu rechnen sein“, gab Moritz vorsichtig Entwarnung. Ein weiteres Jahr später, Ende 1949, endete die Amtszeit von Hermann Moritz, der dem Erkrather Gemeinderat bis zu seinem Tode am 19. Oktober 1956 angehörte.