Erkrath Händler kontern Krise mit Ideen

Erkrath. · Vor allem der Online-Handel soll das Überleben kleinerer Geschäfte in Erkrath ermöglichen. Die Händler sind kreativ.

Christiane Mager, Nadja Hopmann und Erika Mintzulina (v.l.) vor der Buchhandlung Weber.

Foto: Sara Willwerth

Auch wenn kleinere Geschäfte ab Montag wieder öffnen dürfen, rechnen Experten mit einer schweren Rezession, in der tausende kleine und mittlere Betriebe aufgeben müssen. Wie haben Erkrather Händler auf die Corona-Krise, um ihr Überleben zu sichern? Wer sich umgehört, wird feststellen, dass viele in der Not erfinderisch geworden sind und das Beste aus der Situation machen. „Für uns ist das eine Möglichkeit zu zeigen, was wir draufhaben“, sagt beispielsweise Sara Willwerth, Inhaberin der Buchhandlung Weber am Hochdahler Markt. Kundenservice war schon immer das Alleinstellungsmerkmal kleiner Buchhandlungen gegenüber dem Online-Handel – und jetzt in der Krise erst recht.

Kunden bestellen per Telefon, Fax, Whatsapp und im Internet

Das Ladenlokal von Weber ist zwar derzeit noch geschlossen und darf auch erst ab Montag wieder öffnen, aber das Team hat mehr zu tun als sonst. Denn per Telefon, Fax, Whatsapp oder über Internet kann man jederzeit bestellen. Die Ware holt man entweder beim Obst- und Gemüsehändler „Ali Baba“ gegenüber ab, oder lässt es sich bequem nach Hause liefern. „Das haben wir vorher auch schon gemacht, aber jetzt ist es viel mehr geworden“, so Sara Willwert. Bestellungen aufzunehmen, zusammenzupacken, Rechnungen zu schreiben und auszuliefern sei ein ganz anderer Aufwand, als das normale Geschäft. „Amazon verschickt Bücher nicht mehr mit Priorität – das ist für uns eine Chance. Wir erfahren gerade so eine Liebeswelle von den Kunden.“

Nun bereitet das Team der Buchhandlung alles für kommenden Montag vor, wenn wieder Kunden empfangen werden können: Aufräumen, Schutzwände an der Theke installieren, einen Rundlauf durch die Buchhandlung entwerfen, Pfeile auf dem Boden anbringen. „Ihr könnt euch nicht vorstellen, was für ein Durcheinander wir ohne Kunden fabrizieren können. Wir freuen uns auf euch“, heißt es auf der Facebook-Seite des Geschäfts.

Der Frischmarkt Millrath war als Lebensmittelhandel nicht von der Schließung betroffen und sieht sich nun mit einer Doppelbelastung konfrontiert: Der reguläre Betrieb bleibt erhalten, während sich gleichzeitig die Außer-Haus-Bestellungen vervielfacht haben. „Früher haben wir an drei Tagen in der Woche ausgeliefert, heute haben wir an fünf Tagen je dreimal das Auto voll“, sagt Inhaber Dieter Klann. „So kommen wir auf rund 30 Kunden pro Tag.“ Über Umsatzeinbußen kann man sich also nicht beklagen. „Wenn ich das kriegen würde, was ich beim Großhandel bestelle, hätte ich keine Probleme“, sagt Klann. Jedoch komme es immer mehr zu Lieferengpässen. „Mehl gibt es nur noch sporadisch, Hefe gar nicht mehr, und Flüssigseife und Toilettenpapier sind sowieso schwierig.“ Inzwischen gebe es sogar Engpässe bei Konserven, „da kann die Bundesregierung noch so oft behaupten, die Versorgung sei ­sicher“.

Wenn die Krise vorbei ist, will er seine Mitarbeiter zum Essen einladen, um ihnen für die „Spitzenleistung“ zu danken. Auch Beatrix Arenz vom Spielwarenladen „Beas Schatzinsel“ hat es geschafft, weiter für ihre Kunden da zu sein. „Das ging ja alles ganz schnell. Wir haben sofort ein Plakat an die Tür gehängt, dass wir liefern, obwohl wir noch nicht wussten, wie.“ Quasi am Frühstückstisch habe sie mit Tochter und Sohn den Krisenplan aus dem Boden gestampft. Sofort habe man einen Online-Shop auf der Website eingerichtet und mit dem Listen der vorhandenen Waren begonnen. „Man muss ja jeden Artikel fotografieren, das ist echt ’ne Ansage“, sagt Bea Arenz. Nach und nach wächst der Online-Shop. „Das Geschäft ist etwas zäh angelaufen.“