Erkrath Pfarrer Seiwert: „Ostern ist nicht abgesagt“

Erkrath. · Ludwin Seibert aus Hochdahl-Sandheide ist traurig, dass es an den Ostertagen keine Gottesdienste gibt. Auch seine beliebten Bibelkurse fallen aus. Der Pfarrer macht den Menschen in seiner Stadt dennoch Mut.

Der Bibelkurs mit Pfarrer Ludwin Seiwert fällt ebenso aus wie die Gottesdienste an den Osterfeiertagen.

Foto: "Köhlen, Stephan (teph)"/Köhlen, Stephan (teph)

Priester Ludwin Seiwert sitzt alleine in der Heilig Geist Kirche und geht in sich. An diesem Montag wäre das Gotteshaus wieder einmal randgefüllt worden durch den Hochdahler Bibelkurs. Doch der Kursabend ist – wie derzeit fast alles – ­abgesagt.

„Ich bekomme mit, wie viele Leute sich Sorgen machen und das lässt mich nicht ganz kalt.“, fühlt der Pfarrer in Rente vor: „Mich persönlich bewegt, dass es keine Gottesdienste mehr gibt, zu denen ich einladen kann.“ Er hielt gerade die Messe in Alt-Erkrath, als vom Erzbistum Köln bekannt wurde, dass bis zum Weißen Sonntag nach Ostern alle Feierlichkeiten eingestellt würden. Stattdessen verfolgt der Subsidiar nun täglich die Andachten, die über Domradio aus dem Kölner Dom ins Internet übertragen werden. „Es gibt viele Alternativen, aber es ist alles nicht das, was sonst in der Gemeinde möglich ist.“

Seiwert hat weder Smartphone noch Fernseher oder Radio

Einen Computer hatte er sich zugelegt, als er vor vier Jahren in die Sandheide zog. Smartphone, Fernseher oder Radio besitzt er nicht. Seinen Bibelkurs als Videostream umzusetzen, kann sich Seiwert derzeit nicht vorstellen: „Ich bin völlig unbegabt, was technische Dinge anbelangt.“ Seiwert macht verstärkt das Wissen zu schaffen, dass er zur vielbesagten Risikogruppe gehört. Vor fünf Jahren hatte der gebürtige Stettiner eine Herzoperation – „Bäume ausreißen kann ich nun nicht mehr“ – und sein 80. Geburtstag steht in diesem Jahr bevor. Bedrückendes berichtet Seiwert von derzeitigen Trauerfeiern, die er als Seelsorger begleitet: „Jede Beerdigung ist schwierig für die Teilnehmer; aber jetzt besonders.“ Auf dem Parkfriedhof seien in der Kapelle die Stühle in zwei Meter Sicherheitsabstand aufgestellt worden. Diese Distanz hätten viele Trauernde in ihrer Not schlicht nicht ertragen können. Inzwischen habe er bei einer Beisetzung auf dem Trillser Friedhof jedoch eine gewisse Vertrautheit mit den neuen Regeln feststellt, als sich die Angehörigen am Grab in aufgefächerter Ordnung einfanden.

Es naht die Osterzeit; Kirchenfeiern wie auch die für Katholiken überragend bedeutende Kommunion sind ausgesetzt. Doch Ostern ist keinesfalls abgesagt, betont Seiwert: „Wenn man glaubt, dass Jesus von den Toten auferstanden ist, dann kann man für sich Ostern feiern. Und wenn man das nicht glaubt, kann man wenigstens hoffen, das es gut wird.“

Nicht nur das Virus, sondern auch das Licht sei in die Welt gekommen, ist der Bibelkursleiter überzeugt: „Man muss jetzt auf sich aufpassen, dass man die Hoffnung nicht aufgibt.“ Als die Bibelstelle, die ihm zu solchen Krisenzeiten als die passenste erscheint, nennt Seiwert aus dem Markus-Evangelium das Gebet von Jesus am Kreuz: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?, heißt es dort. Wenn das einer kann, in der größten Krise sich an Gott zu wenden, dann ist das eine tolle Sache.“

Dass die Corona-Krise eine regelrechte Chance auf eine bessere Zukunft sei, darauf möchte sich Seiwert nicht festlegen: „Ich habe den Krieg noch miterlebt und weiß, was meine Eltern durchgemacht haben. Da scheue ich mich zu sagen, dass eine Krise auch etwas Gutes hat. Obwohl es sicher so sein kann; so wie auch eine Krankheit etwas Gutes haben kann.“