Erkrath DJs erfüllen Musikwünsche in Wohngebieten

Erkrath. · Lutz Kraft und Kompagnon Michael Esselborn hatten die Idee zu dieser Nachbarschaftsaktion. Sie fuhren dabei mit einem kleinen Musik-Konvoi durch Erkrath und beschallten die Leute in ihren Häusern. Die Erkrather konnten über Facebook Kontakt zu den DJs aufnehmen und sich ihre liebsten Songs wünschen.

Mit dem Wagen immer schön auf Distanz bleiben und dabei Musikwünsche erfüllen, diese Idee hatte der Erkrather Lutz Kraft (r.) für seine Mitmenschen.

Foto: "Köhlen, Stephan (teph)"/Köhlen, Stephan (teph)

Da staunten viele Erkrather nicht schlecht, als am Samstag am frühen Abend laute Musik durch die Wohnstraßen des Stadtteils schallte. „Wir haben es schon von Weitem gehört. Und sind an die Gartenpforte gekommen“, freuen sich Philipp Schmidt und sein Sohn über die unerwartete Unterhaltung frei Haus, die in Zeiten des Kontaktverbots gerade recht kommt.

„Das ist ja eine großartige Idee. Super, was die da auf die Beine stellen“. Zwar bedauerte sein Sohn, dass der Mini-Musik-Konvoi so schnell vorbei war, obwohl er knapp mehr als Schrittgeschwindigkeit auf seiner Runde durch die Wohnviertel fuhr. „Bleibt zuhause Leute, unser mobiles Studio kommt zu Euch“, forderte Lutz Kraft, das „Lu“ der Eventmanufaktur „LuMi Events“, der mit seinem Kompagnon Michael Esselborn die Idee zu dieser Nachbarschaftsaktion hatte, über Mikro auf.

Der Wagen war früher mal
ein Fahrzeug für den Karneval

Auf dem Wagen, von dem nur noch das Unterteil seine frühere Bestimmung als Karnevalswagen für den abgesagten Umzug durch Unterfeldhaus verrät, steht ein beeindruckender Boxenturm, und an dem Gestell rund herum hängt neben den Spruchbändern mt den Hashtags „#bleibt gesund“ und „#halt Abstand“ vorne das Motto der Aktion: „Dein Song für Erkrath“. Wer diesem Aufruf auf der Facebook-Seite der Agentur für Licht- und Tontechnik gefolgt ist und seinen musikalischen Wunsch hinterlassen hatte, konnte Glück haben und sein Wunschsong wurde genau gespielt, als der „Sound-Truck“ durch seine Wohnstraße fuhr.

Wie der Bewohner des Hauses Bavier/Bodelschwingh, der sich über sein Wunschlied „Du bist nicht allein“ von Roy Blacks freuen konnte, als der Mini-Konvoi aus zwei Kleinbussen, von denen einer den Anhänger mit der Anlage zog, einen kurzen Stopp einlegte.

„Wir sind hier, um Euch zu sagen, dass wir an Euch denken und Ihr eben nicht allein seid in diesen schweren Zeiten“, versicherte Lutz Kraft und schickt ein Dankeschön an das Pflegepersonal hinterher: „Ihr haltet für uns den Laden am Laufen, zusammen mit Ärzten, Polizisten, Rettungssanitätern und allen, die uns in Lebensmittelgeschäften mit dem versorgen, was wir brauchen. Vielen Dank dafür!“

Dann rollte der Truck wieder los, und DJ Thorsten Classe, der sein Mischpult und alles, was es noch brauchte, im Heck des Zug-Busses aufgebaut hat, spielt den nächsten Song. Er hat auch welche für Kinder dabei, denn: „Es gibt ja die tolle Regenbogen-Mal-Aktion. Wenn wir einen an einer Fensterscheibe sehen, spielen wir was von Volker Rosin“, so Stefan Spanke von der Erkrather Band „Tonkomplex“.

Die Aktion wurde gefilmt
und ist bei Facebook zu sehen

Wenn es so klappt, wie es sich das Kleeblatt vorstellt, ist das nicht ihr letztes Projekt, um musikalische Abwechslung in das Leben der Erkrather zu Corona-Zeiten zu bringen. Zum Team gehört auch Bastian Kraft, der die ganze Aktion filmte und live auf die Facebook-Seite von Lumi Events stellte.

„Wir möchten Erkrather Bands die Gelegenheit geben, Wohnzimmer-Konzerte zu spielen“; so Stefan Spanke, dessen Band vermutlich nächsten Sonntag die erste sein wird, die so „vor Publikum“ spielen wird. „Lutz stellt in einem Probenraum das gesamte Equipment unter Einhaltung aller Hygiene-Vorschriften auf. Wir Musiker brauchen nur noch unsere Instrumente einstöpseln. Natürlich in gebührendem Abstand voneinander.“

Bevor sie ihr Vorhaben umsetzen, werden die kreativen Köpfe natürlich noch Rücksprache mit den Behörden nehmen, denn ein weiteres Bußgeld möchten sie nicht riskieren. „Wir haben kurz vor Abfahrt ein wenig zu nahe zusammengestanden, um letzte Details zu klären“, erzählt Michael Esselborn, der am Nachmittag noch schnell die Banner gedruckt hatte, die den Aufbau der rollenden Disco schmücken. Doch der Kontrolleur vom Ordnungsamt ließ keine Gnade walten und so flattert den Freunden demnächst ein Gebührenbescheid über 250 Euro pro Person ins Haus.