Erkrath Bürgermeister-Wahlkampf in Coronazeiten
Erkrath. · Wie wirbt man während des Kontaktverbots um Wählerstimmen? Persönlicher Kontakt ist in Zeiten der Corona-Krise nicht angesagt. Dennoch werben die Parteien für sich. Wir haben bei den Erkrather Parteien nachgefragt.
Die Corona-Krise hat auch Auswirkungen auf die Lokalpolitik. Ausschusssitzungen werden verschoben, Mitgliederversammlungen fallen aus und die Fraktionen überlegen, wie sie Besprechungen per Telefonkonferenz durchführen können. Bis zur Kommunalwahl am 13. September sind noch sechs Monate Zeit, aber schon jetzt gilt es, sich darauf einzustellen, dass die Einschränkungen des öffentlichen Lebens noch länger als bis nach den Osterferien andauern könnten.
Wir haben mit den Ortsvereinsvorsitzenden der Ratsparteien darüber gesprochen, wie Wahlkampf in Zeiten des Virus aussehen könnte. „Alles hängt davon ab, die lange die Krise dauert“, sagt CDU-Chef Christian Untrieser. Wenn ab Mai oder Juni die Schulen wieder öffnen können, würde auch der Wahlkampf wie immer stattfinden, „nur ein bisschen moderner“.
Derzeit werde noch das Wahlprogramm unter großer Beteiligung der Mitglieder erarbeitet. Eigentlich sollte es bei einer Mitgliederversammlung am 21. April verabschiedet werden, doch die stehe nun auf der Kippe. Traditionelle Aktionen wie das Ostereier-Verteilen seien schon abgesagt worden. Ob man noch persönlich mit den Bürgern ins Gespräch kommen könne, etwa bei Besuchen an der Haustüre, werde sich im Sommer zeigen.
„Der Wahlkampf wäre aber auch ohne Corona digitaler geworden als vor sechs Jahren“, betont Untrieser. „Es kann sein, dass wir das jetzt noch einmal verstärken müssen“. Auch Paul Söhnchen, Vorsitzender der Erkrather SPD, geht davon aus, dass man diesmal mehr online mit den Menschen kommunizieren muss. Der Internetauftritt der SPD sei seit einem halben Jahr „in der Mache“ und sehr wichtig, um den noch relativ wenig bekannten Bürgermeisterkandidaten Jörg Schintze vorzustellen.
Jusos organisieren Hilfsangebote für ältere Mitbürger in der Krise
„Die Corona-Krise könnte auch eine Rückbesinnung bewirken auf das, was Nachbarschaft und Gemeinde ausmacht“, hofft Söhnchen. So würden die Jusos etwa Hilfsangebote für ältere Mitbürger organisieren, die ausdrücklich von der Mutterpartei unterstützt würden. „Früher hat man auf dem Weg zur Arbeit die Bild-Zeitung gelesen und an jeder Ecke gab es eine Kneipe. Der Kontakt Auge zu Auge ist ein Grundbedürfnis des Menschen.“ Peter Knitsch, Ortverbandsvorsitzender und Bürgermeisterkandidat der Grünen, hofft auf ein rasches Ende der Corona-Krise: „Im Moment hat das Krisenmanagement Vorrang, aber perspektivisch muss man an die Demokratie denken“.
Er halte gar nichts vom Regieren per Dekret und wünsche sich, dass Entscheidungen wieder demokratisch ausdiskutiert werden. „Wir sind auch jetzt nicht untätig, sondern haben einen Antrag gestellt, finanziell schwachen Bürgern mit Zusatzleistungen zu helfen“. Online sei seine Partei gut aufgestellt: „Wir haben seit zehn Jahren den ‚Grünen Rundbrief‘ und sind bei Facebook, Instagram und auf unserer Homepage aktiv.“ Mehr Sorgen machten ihm der Klimawandel und die Corona-Bedrohung in ärmeren Ländern.
„Ich will mir gar nicht ausmalen, wie jetzt die Situation an der türkischen Grenze ist“, sagt Knitsch. Die BmU habe die Auflage ihrer Flyer, die sie an Marktständen verteilen wollte, kurzerhand aufgestockt und werde sie nun in die Briefkästen werfen. „Alles, was wir persönlich machen wollten, geht jetzt nur noch fernmündlich“, sagt Vorsitzender Christian Ritt. Man übe derzeit noch Videokonferenzen und stelle sich auf einen Online-Wahlkampf ein. „Ich bin Lehrer und hoffe, dass die Schulen bald wieder öffnen.“ Er könne sich aber auch vorstellen, dass die Kommunalwahl verschoben werden müsse. „Die Entwicklung ist nicht absehbar“, sagt Bürgermeister Christoph Schultz (CDU). Am Ende würden die Bürger anhand der Wahlprogramme entscheiden.