Wuppertaler Schrebergärten Kleingärten als Zuflucht in der Corona-Krise

Wuppertal · In Wuppertals Schrebergärten geht die Arbeit los, aber die Mitglieder achten die Regeln und halten Abstand. So wird ein Kleingarten als Zuflucht in Zeiten der Corona-Krise.

In den Kleingärten geht die Arbeit los - und bei gutem Wetter auch das Leben im Freien.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Die Gartensaison beginnt, und es ist schon eine Menge zu tun in den rund 7000 Parzellen in den 116 Kleingärtenvereinen in Wuppertal. Doch was bisher auch Anlass zu fröhlichem Gedankenaustausch, gemeinsamer Arbeit und geselligem Beisammensein in Vereinshaus oder auf der eigenen Scholle war, wurde durch die Corona-Krise jäh gestoppt. „Gespräche finden hier bei uns nur noch über den Gartenzaun hinweg statt”, berichtet Raymund Gringard, das bei dem Kleingartenverein „In den Stöcken“ für das Vereinshaus zuständige Vorstandsmitglied. „Zwei Hochzeiten, die in unserem Vereinshaus stattfinden sollten, mussten wir leider absagen, und es gibt auch leider keine Alternativen dazu”, vermerkt Gringard bedauernd und hofft, dass der dramatische Appell der Bundeskanzlerin auch die jungen Leute erreicht. „Denn da beobachten wir nach wie vor großen Leichtsinn”, ist man angesichts der mancherorts sichtbaren Unvernunft entsetzt.

Im Garten arbeitet jeder für sich

Genauso klingt es beim Stadtverband Wuppertal der Gartenfreunde: „Wir haben alles, was an Versammlungen oder Veranstaltungen erinnert, abgesagt. Und auch unsere Sprechstunden in der Geschäftsstelle finden bis auf weiteres nur telefonisch statt. Deshalb haben wir auch den Lehrgang „Sträucher für kleine Gärten“ am 31. März in unserer Geschäftsstelle an der Burgunder Straße 12 mit Anja Berger gestrichen. Wir halten uns dabei genau an die Vorgaben der Stadt. Kommunikation zum Beispiel mit den Wuppertaler Stadtwerken findet nur noch übers Internet oder per Telefon statt. Da haben wir in der heutigen Zeit doch ausreichend andere Möglichkeiten“, sagt Fritz Ortmeier, der Vorsitzende des Stadtverbandes. „Jeder arbeitet in seinem Garten für sich, und das ist auch gut so. Die Vereinsvorsitzenden sind dazu angehalten, die Mitglieder zu verantwortungsvollem Handeln zu bewegen.“

Nachdem das Wasser für die einzelnen Kleingartenvereine aufgedreht worden ist, geht es getrennt an die Arbeit. „Allerdings ist es für die Bepflanzung und Saat noch etwas früh. Der Boden ist nach den üppigen Regenfällen der letzten drei Monate noch sehr feucht und kalt. Es muss erst einmal die Bodengare einsetzen, das heißt, dass die Erde sich erwärmen muss, bevor sie bearbeitet werden kann“, erklärt Ortmeier, der seinen Garten in der Kleingartenanlage Bendahl hegt und pflegt.

„Aber, es gibt, was beispielsweise den Rosen- oder Obstschnitt angeht, schon einiges zu tun“, bestätigt auch Lothar Stein, der 2. Vorsitzende des Stadtverbandes. „Solange es keine generelle Ausgangssperre gibt, bietet der Garten doch eine wunderbare Gelegenheit, sich an der frischen Luft zu bewegen und einmal aus den eigenen vier Wänden herauszukommen. Aber es ist wichtig, dass man sich an die derzeit geltenden Spielregeln hält und auf Sozialkontakte verzichtet“, so Stein, der viele seiner Pflichten im Verbandsvorstand per E-Mail erledigt. Er und seine Ehefrau Barbara, die auch als Verbandsfachberaterin tätig ist, gehören zum Kleingartenverein „Wolfsholz –Elsterbusch“, dessen Gelände zum Wuppertaler Rundweg gehört und mit 150 Gärten die zweitgrößte Kleingartenanlage in Wuppertal ist. „Da beobachten wir derzeit viele Spaziergänger, die sich an der erwachenden Natur erfreuen.

Was die Bepflanzung und den Anbau angeht, denken die Kleingärtner, die mit Blumenwiesen und Insektenhotels einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz leisten, vermehrt auch an Obst und Gemüse für den Eigenbedarf, hat Fritz Ortmeier beobachtet. „Das dient der Selbstversorgung und schmeckt natürlich auch besser als die Produkte aus dem Supermarkt. Wir vom Stadtverband unterstützen das nach besten Kräften.“

Draußen sein, aber nicht unter Leuten

Im Kleingartenverein „Wolfsholz-Elsterbusch“ startete die Saison, trotz der Corona-Krise, rechtzeitig. Am Sonntag wurde das Wasser aufgedreht und auch die Gemeinschaftsarbeit soll in diesem Jahr stattfinden, nur halt etwas anders. Wolf Krah, Vorsitzender des Vereins, erklärt: „Die Gartenbesitzer sollen in diesem Jahr einzeln dazu aufgerufen werden. Jeder soll einen Teil übernehmen, aber es darf keiner gezwungen werden.“

„Konkrete Vorgaben des Bundesgesundheitsministeriums, bezüglich des Aufenthalts in den Kleingärten, gibt es noch nicht. Man hält sich deswegen an das grundsätzliche Versammlungsverbot“, führt Krah fort, der selbst leidenschaftlicher Kleingärtner ist. Für ihn ist es besonders wichtig, dass die Kleingärten in dieser schweren Zeit, insbesondere für Familien, eine Rückzugsmöglichkeit darstellen. So können Kinder, trotz der sonderbaren Situation weiterhin draußen spielen. Die Anzahl der Leute in den Kleingärten und auch der Spaziergänger sei schon jetzt höher als normalerweise zu dieser Jahreszeit.