Fundstelle soll attraktiver werden
Vielen Besuchern ist nach Besichtigung des Neandertaler-Fundortes die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Das soll sich ändern.
Erkrath. Die Neugestaltung der Fundstelle des Neandertalers nimmt konkrete Formen an. Professor Gerd-Christian Weniger, Direktor des Neanderthal Museums, stellte den aktuellen Planungsstand nun dem Ausschuss für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung vor. Die Politiker waren im Großen und Ganzen zufrieden mit dem, was sie sahen, und folgten dem Vorschlag der Verwaltung, das Konzept zu befürworten. Damit können nun die Bauplanungen zu Ende geführt und bereits im nächsten Jahr kann mit der Umsetzung begonnen werden.
Hintergrund: Die Fundstelle hat eine wechselvolle Geschichte. Nachdem die Knochenreste des Neandertalers 1856 in der Feldhofer Grotte gefunden wurden, wurde weiterhin Kalk abgebaut, bis die ursprünglichen Felswände mit ihren Höhlen um 1900 endgültig zerstört waren. Bis 1991 war das Areal ein Schrottplatz, erst 2002 wurde es als Park für die Öffentlichkeit hergerichtet.
Doch die grüne Wiese mit den Vermessungsstangen ist weder ansprechend noch anschaulich, Besucher verweilen nur kurz und schrieben oftmals ihre Enttäuschung ins Gästebuch des Museums. Der Stiftung Neanderthal Museum war immer klar, dass dieser weltberühmte Ausgangspunkt der menschlichen Evolutionsforschung wieder erlebbarer gemacht werden muss.
Seit 2008 sind die Planungen Teil des „Masterplans Neandertal“. Im Jahr 2013 fand ein Workshop mit Fachleuten (bewusst ohne Landschaftsarchitekten), 2014 ein zweistufiges Werkstattverfahren statt. Es wurden Ziele formuliert, die mit einer Neugestaltung erreicht werden sollten. Dazu gehören zum einen das Erlebbarmachen der Geschichte der Fundstelle vom Schrottplatz bis zur idyllischen Schlucht, zum anderen die Wiederherstellung der „Vertikalität“ des Ortes. Schließlich lag die Feldhofer Grotte einst 20 Meter über dem Talboden. Durchgesetzt hat sich schließlich der Entwurf von Steiner Architektur aus Berlin.
Unter Einbindung des 14 Jahre alten Grundkonzeptes soll ein 19 Meter hoher Aussichtsturm gebaut werden, der die Besucher zur ehemaligen Lage der Feldhofer Grotte hinaufführt. Es soll eine Doppelhelix-Konstruktion werden, auf der man ohne Treppen oder Aufzug barrierefrei nach oben gelangt. Auf der Spitze soll ein riesiges Modell der Schädelplatte des Neandertalers das Dach bilden. Durch stationäre Digital-Fernrohre können sich Besucher Darstellungen des Orts zur Eiszeit oder im 19. Jahrhundert anschauen („Augmented Reality“/ „Neanderviewer“).
Die Pfeiler der alten Lorenbahn sollen erhalten bleiben, zusätzlich soll der Sockel der ursprünglichen Felswand freigelegt werden, damit der Besucher etwas Reales aus der alten Zeit anfassen kann. Auf dem Weg zum Museum sollen die Wände der Unterführung mit einer Digital-Projektion bespielt und aufgewertet werden. An der Wegeführung selbst wird man nichts ändern können. „Die Landstraße können wir nicht wegdiskutieren“, so Gerd-Christian Weniger.