Häftlinge malen Leidensweg
Der Passionsaltar ist in der Heilig Geist Kirche zu sehen.
Ein außergewöhnlicher Passionsaltar mit dem Titel „Schuld und Sühne“ einer außergewöhnlichen Künstlergruppe schmückt gegenwärtig die katholische Heilig Geist Kirche in Sandheide. Für sieben Wochen begleitet der Wanderaltar in Form eines Triptychons (dreiteiliger Altaraufsatz) die Gläubigen durch die Fastenzeit bis nach Ostern.
Hergestellt wurde dieser Holzaltar von dem bayerischen Bildhauer Bernhard Apfel in Zusammenarbeit mit Gefangenen der Justizvollzugsanstalt Heidelberg. Der Gefängnisseelsorger Hermann Bunse hat diese sechsmonatige Schaffensphase begleitet. In seiner Gesamtheit und auf den ersten Blick besticht der Altar durch die Vielfalt warmer Farben.
Die einzelnen Szenen beschreiben die Leidensgeschichte Jesu in drastischen Bildern. Die Vertiefung in dieses Kunstwerk lässt Gedanken über „Schuld und Sühne“ zu. Diakon Willi Brähler und seine Frau hatten den Altar bei einem Ausflug nach Krefeld entdeckt. Er war so begeistert von dem Kunstwerk, dass er seinen Pfarrer Christoph Biskupek und andere Gemeindemitglieder überredete, mit nach Krefeld zu kommen, um den Altar zu besichtigen und die Leihgabe festzumachen.
Was an diesem Triptychon am meisten beeindruckt, ist die von den Gefangenen gestaltete Rückseite. „Einfahren ins Gefängnis ist wie ein Abstieg ins Grab“, schrieb einer. Und ein anderer schreit seine Einsamkeit mit „scheißegal“ heraus. An anderer Stelle ist jedoch die Rede davon, dass „die Verwundung des Menschen nicht das Ende ist, sondern es ist eine Chance für ein neues Leben“. Ihre Namen haben die Gefängnis-Insassen auf die Rückseite geschrieben.
Pfarrer Christoph Biskupek hofft, dass die bildliche und künstlerische Auseinandersetzung der Gefangenen mit der Leidensgeschichte Jesu eine Trost spendende Botschaft für sie war. Die Hochdahler Gemeinde wird sich weiter mit diesem Flügelaltar beschäftigen. Am Donnerstag 19. März um 20 Uhr wird Gefängnispfarrer Hermann Bunse aus Heidelberg vor Ort sein und einen Vortrag über diese künstlerische Arbeit halten.