Helden von Krefeld Handwerker aus Erkrath retten Familie bei Brand in der Hafelsstraße aus den Flammen

Erkrath/Krefeld · Bei einem Großbrand haben zwei Handwerker am Mittwoch drei Menschen aus den Flammen gerettet. Im Gespräch erzählt einer der Männer, wie er den Großbrand erlebte und warum ihm der Rummel beinahe zuviel ist.

Stefan Hartmann (v.l.) und Jacob Deisling halfen den Menschen aus dem brennenden Gebäude.

Foto: Soldin

Drei Tage nach dem Großbrand im Krefelder Gewerbegebiet Hafelsstraße gibt es viel Lob für die Retter, die zwei Erwachsene und ein Kind vor dem Feuer in Sicherheit brachten. Den beiden Mitarbeitern der Erkrather Stahl- und Metallbaufirma Soldin ist der Rummel um ihre Person fast schon unangenehm. „Wir haben eigentlich ganz normal gehandelt, wie es jeder machen würde. In einer solchen Situation hilft man doch gern“, sagt Stefan Hartmann. Dem stimmt sein Kollege Jacob Deisling zu. Beide sind sich einig: „Wenn so etwas passiert, dann handelt man, ohne groß nachzudenken.“

Stefan Hartmann war vor diesem Unglückstag bereits öfter in Krefeld unterwegs. Schon mehrmals hatte er Aufträge am Gebäude, in dem die Glaserei Osman sitzt. Den Inhabern gehört das gesamte Objekt, in dem sich außerdem noch ein Feinkostladen und ein Elektronikfachgeschäft befanden. Die Besitzer haben dort auch ihre Wohnung und wünschten sich nun einen Balkon, für den die Erkrather Metallbauer am Mittwoch die Stahlkonstruktion aufstellten.

Der Brandort war an der Krefelder Hafelsstraße.

Foto: dpa/Alex Forstreuter

Hartmann erinnert sich: „Ein Fußgänger kam vorbei und sagte, dass er durch eine Fensterscheibe im oberen Bereich der Lagerhalle Flammen gesehen habe.“ Sofort liefen die Handwerker zur Glaserei. Sie sahen das Feuer. Wenig später zersplitterte die erste Fensterscheibe. „Der Besitzer des Unternehmens kam uns entgegengelaufen und sagte, seine Kinder seien noch in der Wohnung. Er ist in das Gebäude gerannt und hat seinen vielleicht vierjährigen Sohn nach draußen geholt“, erinnert sich der 60-Jährige Hartmann. Dann sei der Vater mit seiner Frau erneut in die verrauchte Wohnung gegangen, um auch die kleine Tochter aus dem Kinderzimmer im ersten Obergeschoss zu holen.

Die Eltern riefen vom Kinderzimmer aus um Hilfe

Bei der Tochter angekommen, bemerkten die Eltern jedoch, dass eine Flucht über die Treppe nicht mehr möglich war. Sie öffneten das Zimmerfenster und riefen um Hilfe. „Wir haben die Rufe gehört und sofort das fahrbare Gerüst und eine Leiter geholt. Beides haben wir zu einem Fenster gebracht, das am weitesten vom Feuer entfernt lag.“ Stefan Hartmann und sein junger Kollege holten über das Gerüst zuerst das Mädchen ins Freie. Auch den Hund konnten sie ohne Probleme entgegennehmen.

Die Eltern brachten sich über die Leiter in Sicherheit. Mit von Ruß geschwärzten Gesichtern erreichten alle den Boden und verfolgten den sich rasend schnell ausbreitenden Brand, der die Existenz der Familie vernichtete. „Die Feuerwehr traf drei bis vier Minuten später ein. So schnell wie alles Feuer gefangen hat, war es schon gut, dass die Familie vorher das Haus verlassen konnte“, ist sich Stefan Hartmann sicher.

Sorgen um die eigene Gesundheit habe er sich nicht gemacht. Sein Kollege und er hätten aufgepasst und seien ja auch extra auf die Seite des Gebäudes gegangen, wo der Brand noch nicht so zu spüren gewesen sei. Ihm tue es jedoch für die Familie leid, die an diesem Vormittag alles Materielle verlor. „So, wie es da aussieht, glaube ich, dass alles abgerissen werden muss.“

Die Glaserei Osman gibt es laut Firmen-Homepage seit 1987. An der Hafelsstraße gegenüber des Globus-Marktes waren Büro und Werkstatt an einem Standort untergebracht, mit einer 1000 Quadratmeter großen Fläche für die Produktion. Dort wurden vom Experten-Team alle Bereiche der Glastechnik realisiert und auch spezielle Wünsche erfüllt.

Nun ist es fraglich, ob das Unternehmen in den ausgebrannten Räumlichkeiten weiter bestehen kann. Auch die Wohnung ist wohl nicht mehr bewohnbar. Betroffen von den Auswirkungen des Brandes sind aber auch die anderen Unternehmer, die ihre Räumlichkeiten in dem lang gezogenen Gebäude haben. Doch auch wenn der Schaden groß ist, überwiegt bei den Betroffenen die Erleichterung, dass es allen gut geht. Das ist vor allem den Rettern aus Erkrath zu verdanken, die selbstlos vor Ort handelten und halfen.