Hier schmiegen sich Kugeln ans Schweinchen

Freunde der Sportart Boule treffen sich in Erkrath zum Spielen an der Gerberstraße.

Foto: Marschall

Erkrath. „764 Jahre! Soeben auf unserem Bouleplatz“, schreibt der Webmaster des Cercle des Pétanqueurs Erkrath (CdP Erkrath) auf der Website des Vereins: „Und die mit Rollator und Rollstuhl kamen heute etwas später, sonst hätten wir die 1000 Jahre Lebenszeit leicht erreicht.“ Boule kennt kein Alter — auch nicht im Wettkampfsport. Klaus von Bresinski packt gerade seine Kugeln ein. Für heute hat er genug gespielt, schließlich kommt er meist dreimal pro Woche zum Bouleplatz an der Gerberstraße und trainiert. Mit 81 Jahren ist er noch im Liga-Sport aktiv. „Diesen Sommer stehen noch zwei Turniere an“, sagt er und erzählt, dass er seit 36 Jahren dem Boule verfallen ist: „Früher habe ich jeden Tag gespielt.“ 1985 gründete von Bresinski in seinem damaligen Wohnort die Münchener Kugelwurf Union. Seit acht Jahren spielt er beim CdP Erkrath.

„Das Besondere am Boule spielen ist, dass man bis ins hohe Alter Liga spielen kann“, erklärt Norbert Koch, sportlicher Leiter des Vereins, und betont: „und zwar nicht in der Senioren-Liga! Beim Boule wird generationsübergreifend zusammengespielt. Auch Männer und Frauen spielen hier nicht in getrennten Ligen.“ Jüngstes Mitglied des aktuell genau 70 Personen zählenden Vereins, der im nächsten Jahr sein 30-jähriges Bestehen feiert, ist Silvana Lichte. Die Zwölfjährige spielt seit zwei Jahren und nimmt bereits erfolgreich an Turnieren teil. Freunde hatten sie und ihre Familie einfach mal zum Reinschnuppern mit zum CdP gebracht. Drei- bis viermal pro Woche ist sie auf dem Platz in Alt-Erkrath. Ist ausnahmsweise mal niemand anderes da, trainiert sie alleine Legen und Schießen.

Ihre routinierte Treffsicherheit ruft sie längst nicht nur in Partien gegen die Vereinskollegen gezielt ab: Auch von landes- und bundesweiten Meisterschaften kam Silvana schon erfolgreich nach Hause. Dazu trainiert sie zusätzlich im Jugendkader des Boule und Pétanque Verbands NRW. Auch Clemens Rühlemann zeigt, dass Boule nicht einfach nur ein Zeitvertreib ist, sondern echter Sport. Der 27-jährige Trainer der Floorballer vom TSV Hochdahl hat im Boulespiel eine Alternative zum aktiven Floorball spielen gefunden, seitdem seine Knie letzteres nicht mehr zulassen.

So wichtig vielen Boulern der Wettkampfsport auch sein mag: Wer zum Boulodrôme des CdP kommt, muss nicht zwangsläufig Turniere spielen. Norbert Koch und Vereinsvorstand Helmut Gerads sagen: „Hier kann man auch einfach so zum Boule spielen zusammen kommen und einen schönen Tag verbringen.“ Der Integrationsgedanke ist den Erkrathern sehr wichtig: Jung und Alt, Arm und Reich, Einheimischer und Zugezogener — beim Boule sind alle gleich!

Damit das Regelwerk für jedermann verständlich ist, hat der CdP mit dem Klub für Kugelsport Münster ein Video gedreht, das die Regeln in fünf Sprachen erklärt und ausländische Mitbürger und Flüchtlinge zum Spielen einlädt.