Ihr Herzenswunsch wird wahr
Anlässlich des 50. Stadtjubiläums stellen die Erkrather Karnevalisten altes Brauchtum auf den Kopf. Zum ersten Mal wird es nur ein Prinzenpaar geben. Und auch ein Kinderprinzenpaar macht sich startklar.
Erkrath. „Top-News“ werde man verkünden. Das hatte die Karnevalsgesellschaft „Die Letzten Hänger“ für ihren Stammtisch Ende April angekündigt — und damit nicht zu viel versprochen: In der Session 2016/2017 wird es erstmals ein Prinzenpaar für ganz Erkrath geben! „Seit 1957 hat ja Unterbach ein Prinzenpaar“, blickt Richard Voges vom Erkrather Karnevalsarchiv zurück in die Geschichte und schmunzelt: „Bis zur Gebietsreform 1975 hatte somit Erkrath schon ein Prinzenpaar.“
Und in Hochdahl habe das Karnevalskomitee Hochdahl in den 70er und 80er Jahren eigene Tollitäten gestellt. Bei einem Prinzenpaar aber, das die Jecken des gesamten Stadtgebiets „regierte“, muss er passen. „Zum 50-jährigen Stadtjubiläum stellen die Hänger der Stadt Erkrath nun ein Prinzenpaar, das in der karnevalistischen Session Erkrath auch über die Grenzen der Stadt hinaus repräsentieren wird“, erklärt Gabi Bunk, Präsidentin und 1. Vorsitzende der Letzten Hänger, ihr Geschenk an die Stadt.
Während des Stammtischs hatte sie den Gästen Heide und Franz Caron als designiertes Prinzenpaar vorgestellt — und damit humorvolle, sympathische rheinische Frohnaturen für diese Aufgabe gefunden. Und das, obwohl die beiden gar keine Erkrath sind!
Die Carons wohnen in Neuss, verbringen aber ihre Freizeit hauptsächlich in Düsseldorf (unter anderem auf ihrem Boot im Medienhafen) und fühlen sich auch dem hiesigen Karneval sehr verbunden. „Unser Herz schlägt mehr für Düsseldorf und Erkrath“, sagt die zukünftige Prinzessin voller Überzeugung: „Neuss ist keine Karnevalshochburg. Dafür ist die Stadt für ihr riesiges Schützenfest bekannt.“ Seit mehreren Jahren sind Heide und Franz Caron Mitglieder der Letzten Hänger. Kennengelernt haben sie den Verein — wen überrascht’s? — im Düsseldorfer Karneval.
„Einmol Prinz zo sin“ war schon lange der Wunschtraum von Franz Caron, die Letzten Hänger suchten nach einem ganz großen „Ding“ fürs Stadtjubiläum. — So entstand beim Düsseldorfer Rosensonntagszug recht spontan die Idee, Carons Traum doch endlich mal wahr werden zu lassen. Seine Frau stellte er vor vollendete Tatsachen, indem er sie anschließend mit den Worten „Na, meine Prinzessin ?“ ansprach. Überreden oder überzeugen musste er sie aber nicht, versichert Heide Caron: „Ich weiß, dass das sein Herzenswunsch war — wenn sich dann schon mal so eine Gelegenheit bietet...“ Gemeinsam freuen sie sich auf die kommende Session und sind dabei auch ein wenig nervös: „Wir haben ja gar keine Erfahrung und hoffen, dass wir es schaffen, den Leuten so viel Spaß und Freude zu bringen, wie wir es bei anderen Prinzenpaaren sehen.“
Der Termin ihrer Proklamation steht noch nicht fest. An diesem Tag soll jedoch auch das erste Kinderprinzenpaar der Gesellschaft inthronisiert werden. Wer das sein wird, wollte Gabi Bunk noch nicht verraten. Nur so viel: Die künftigen Kindertollitäten und ihre Eltern stammen nicht aus den Reihen der Letzten Hänger. Der künftige Prinz habe — ähnlich wie sein „großer Amtskolleg“ — den Wunsch geäußert, einmal diese Rolle übernehmen zu werden. „Die Idee, ein Kinderprinzenpaar zu stellen, hatten wir schon länger“, erklärt die Karnevalspräsidentin. Damit wollen die Letzten Hänger die Jugend frühzeitig ans Brauchtum heranführen: „Prinz oder Prinzessin zu sein, ist für viele Kinder der Einstieg in den Karneval.“ Ein Erkrather Kinderprinzenpaar soll es in Zukunft möglichst jedes Jahr geben.
Wie das mit den „großen“ Tollitäten aussieht, ist ungewiss. „Es wäre schön, wenn auch das weitergeführt wird, aber konkrete Pläne für die Zukunft gibt es nicht“, so Bunk, die weiß, dass es nicht immer so leicht sein wird wie dieses Jahr, Leute zu finden, die diese Rolle übernehmen wollen.
Schließlich investieren Prinz und Prinzessin neben einer Menge Zeit auch eine ganze Stange Geld. Gabi Bunk hofft daher auf Sponsoren, beispielsweise ein Autohaus, das — wie in vielen anderen Städten — einen „Prinzenwagen“ für die Session zur Verfügung stellt.