Erkrath Impfangebote für Erkrather Unterkünfte werden genutzt

Erkrath · Nicht allen, die in städtischen Unterkünften leben, ist das Impfen ganz geheuer. Aber 68 Prozent habe mitgemacht.

Maria Pashazadeh (r.) registriert die wartenden Impflinge.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

(krue/hup) Ali, ein 23-jähriger irakischer Kurde, hat sich bei der Impfaktion in der Übergangsunterkunft nicht impfen lassen. „Ich habe so viel über die schlimmen Folgen beim Impfen gehört, da habe ich mich dagegen entschlossen“, sagt er. Anders als sein gleichaltriger Zimmerkollege, der stolz seinen Impfausweis mit dem Aufkleber mit sich führt, der zeigt, dass er einmal mit Moderna geimpft ist. „Ich möchte gerne wieder alles machen können, was dann erlaubt ist, wenn ich vollständig geimpft bin. Vielleicht auch mal ein paar Tage nach Holland fahren“, sagt er.

In der Unterkunft am Klinkerweg erzählt eine junge Frau aus Syrien, die ihr Neugeborenes noch stillt, dass genau das Stillen der Grund dafür sei, dass sie sich gegen eine Impfung entschieden habe. „Sonst hätte ich mich wie fast alle anderen meiner Mitbewohner hier auch impfen lassen, als das am Wochenende möglich war bei uns im Garten“, erzählt sie bedauernd. Eine Bewohnerin, die ihren Namen ebenfalls nicht in der Zeitung lesen möchte, hat an der Impfaktion in der städtischen Unterkunft am Falkenberger Weg ganz bewusst nicht teilgenommen. „Man liest doch so viel in den Medien, auf Facebook und so. Von Leuten, die gestorben sind, nachdem die sich haben impfen lassen. Das Risiko ist mir zu groß.“ Auch ihre Freunde und Bekannten, mit denen sie gesprochen habe, hätten ihr davon abgeraten.

Dennoch zieht die Stadt nach der ersten und wohl einzigen mobilen Impfaktion in Erkrath eine positive Bilanz: Von 144 Impfberechtigten hätten sich 98 zur Impfung angemeldet, also etwa 68 Prozent. Gemeinsam mit dem Kreisgesundheitsamt und dem DRK war allen Bewohnern städtischer Unterkünfte ein Impfangebot gemacht worden. Mobile Impfteams haben dafür an zwei aufeinanderfolgenden Tagen die Unterkünfte aufgesucht. Neben Moderna wurde das Impfmittel von Johnson & Johnson gespritzt.

Von den insgesamt 282 Bewohnern der Erkrather Gemeinschaftsunterkünften haben sich bislang 51 mit dem Coronavirus infiziert. Im März dieses Jahres waren in der Unterkunft an der Hochdahler Straße nach einem ersten Fall sechs weitere Bewohner positiv auf das Corona-Virus getestet worden. Die gesamte Einrichtung wurde daraufhin isoliert, die Stadt berichtet jedoch von einem „glimpflichen Ausgang“. Seit kurzen ist auch die Unterkunft an der Freiheitstraße von einem Corona-Ausbruch betroffen, dort ist die Zahl der positiv Getesteten aber bereits von 27 auf 20 Betroffenen gesunken, informiert die Verwaltung.

Im Integrationsausschuss hatte sie erklärt, die Aufklärungsarbeit rund um das Thema Impfen zielgruppenorientierter aufstellen und intensivieren zu wollen, zum Beispiel durch mehrsprachige Faltblätter, Aufklärungsvideos oder Beratungsmöglichkeiten. Die Führung liege beim Kreisintegrationszentrum.