Kinder bauen ein neues Zuhause für Bienen

Das Naturschutzzentrum rief eine ganze Projektwoche zur Rettung der Bienen aus. Vereine und Flüchtlingskinder machten mit.

Foto: Stephan Köhlen

Erkrath. Hinter dem Naturschutzzentrum Bruchhausen steht ein großes rechteckiges Gebilde aus Holz und Metall. Darin befinden sich löchrige Holzstücke, die wie Schweizer Käse aussehen. „Das sind Komfort-Wohnungen für die Bienen“, erklärt Rudolf Simon vom Erkrather Verein „Die Werkstatt“. Gemeinsam mit jungen Erwachsenen, die ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr im Naturschutzzentrum Bruchhausen absolvieren, sägte, leimte und schraubte Simon den Nistplatz für Bienen zusammen — eine Arbeit von rund 60 Stunden und eine Premiere für den ehemaligen Lehrer an einer technischen Berufsschule.

Die käseartigen Holzstücke wurden von Flüchtlingskindern mit einem Bohrer bearbeitet, damit sie mit ihren Löchern einen Schutzraum für Bienen bieten. Simon zeigt sich besorgt: „Ich wohne direkt am Waldrand und dort bemerke ich den Insektenschwund sehr deutlich. Früher haben Mauersegler und Schwalben vor dem Wald fast schon einen Vorhang gebildet, wenn sie auf Insektenjagd waren. Heute ist das nicht mehr so.“

Für das Naturschutzzentrum Bruchhausen fertigte Rudolf Simon einst Nistkästen für Vögel an — nun möchte er seinen Teil zum Bienenschutz beitragen. „Wir haben ein mehrtägiges Ferienprogramm auf die Beine gestellt, bei dem geflüchtete Kinder etwas über Insektenschutz lernen können“, erläutert Karin Blomenkamp, Leiterin des Naturschutzzentrum Bruchhausen.

Rudolf Simon, Verein Die Werkstatt

Der Hintergrund für die Aktion: „Beim Rat der Stadt Erkrath ist ein Antrag gestellt worden, sich dem Thema Insektenschutz zu widmen. Wir als Naturschutzzentrum sollten federführend vorangehen und darum haben wir den Auftakt vor Ort gemacht, damit deutlich wird, was man auf Gemeindeebene für Insekten machen kann.“

Das Zentrum steht am Rande eines Naturschutzgebietes, den Bruchhauser Feuchtwiesen. „Diese Lage ermöglicht es uns, in der Natur aktiv zu sein, ohne gegen den Naturschutz zu verstoßen. Hier in der Randlage können wir mit den Kindern experimentell unterwegs sein“, erklärt Blomenkamp. Nicht nur Rudolf Simon half bei der Projektwoche zur Rettung der Wildbienen mit, sondern auch der Erkrather Verein „Du-Ich-Wir“, der sich in der Flüchtlingshilfe starkmacht.

„Die ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer haben die Kinder für das Projekt begeistern können und wir haben im Naturschutzzentrum den Background geschaffen, damit die Kinder hier knapp eine Woche lang viel Abwechslung bekommen“, sagt Blomenkamp.

Und sie merkt an, dass die Kinder bisher beachtlichen Einsatz an den Tag gelegt haben: „Sie haben ganze Schubkarren voller Sand herumgefahren, haben ein Stück Boden für eine Wildblumenwiese umgegraben und gesät.“ Im Garten des Naturschutzzentrums wird immer noch gebohrt: Der Nistplatz steht zwar fertig im Hintergrund, doch einige Kinder sind nicht müde, weitere Hölzer mit dem Bohrer zu bearbeiten.

Unter Aufsicht der Teilnehmer des Freiwilligen Ökologischen Jahres darf der zwölfjährige Abdul ein Holzstück in die Schraubzwinge klemmen und dann Loch für Loch hineinbohren. Abdul stammt aus Tschetschenien und lebt seit eineinhalb Jahren in Deutschland. „Mir gefällt das Bienenprojekt, es macht sehr viel Spaß“, sagt er. „In meinem Heimatland hatten wir sehr viele Bienen und ich habe mich auch manchmal um sie gekümmert.“

Karin Blomenkamp hofft auf Nachahmer beim Insektenschutz vor Ort. Abdul und seine vier jüngeren Brüder kämen nächstes Jahr für dieses oder ein ähnliches Projekt jedenfalls gerne ins Naturschutzzentrum zurück.