Hochdahl Linke kritisieren Bolzplatz-Schwund

Erkrath · Die Partei möchte die Freizeitfläche am Kinderhaus Sandheide erhalten, die im Zuge des Campusbaus wegfallen soll.

(hup) Mit ihren gerade einmal zwei Sitzen im Stadtrat kann die Erkrather Fraktion der Partei „Die Linke“ kaum etwas bewirken. Das hält sie aber nicht davon ab, sich zu Wort zu melden, zumal wenn ihr wegen einer als unangemessen empfundenen Mehrheitsentscheidung der Kragen platzt. Das ist jetzt beim Thema Bolzplätze in Erkrath der Fall.

Denn die Linke hatte sich jüngst dafür ausgesprochen, den Bolzplatz am Kinderhaus Sandheide zu erhalten. Seit 2018 gehöre die Bolzplatzkultur zum Immateriellen Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen. Im April 2022 habe das Land die Bolzplatzkultur auch für ganz Deutschland als Kulturerbe nominiert. Doch für die Stadt scheine alles das keine Bedeutung zu haben, denn beim „Campus Sandheide“ solle ein beliebter Bolzplatz einem nichtöffentlichen Spielfeld weichen, dass dazu auch noch richtig teuer wird, ärgert sich die Linke.

Für das Land NRW stelle die Bolzplatzkultur „eine jugendkulturelle Form der gesellschaftlichen Selbstorganisation dar, die ihren Ursprung in den städtischen Milieus der 1920er Jahre hat“. Im Alltag der Städte gehörten Bolzplätze zu den wenigen Orten im öffentlich Raum, an denen Kinder und Jugendliche sich selbstbestimmt treffen, unbeaufsichtigt aufhalten und ihre Freizeit verbringen könnten. Einen solchen Ort zerstört die Stadt Erkrath gerade mit der Neuplanung zum „Campus Sandheide“, denn der Bolzplatz am Kinderhaus werde ersatzlos gestrichen.

„Stattdessen soll auf dem Dach der neuen Turnhalle ein teures Spielfeld gebaut, das dann bestenfalls die Schule und Vereine nutzen können. Kein Platz für selbstbestimmte Freizeitgestaltung“, kritisiert Linke-Mitglied Lutz Gallasch. Nicht nur, dass das neue Spielfeld rund 1,5 Millionen Euro koste. Den Kindern und Jugendlichen werde damit auch eine „Lebensschule“ weggenommen.

„Solche Freiräume wie der Bolzplatz am Kinderhaus Sandheide fallen seit Jahren in Erkrath weg. Es gibt nicht mal einen Basketballkorb zur freien Nutzung. Sportanlagen von Schulen werden innerhalb kürzester Zeit wegen Anliegerklagen nicht mal mehr vom Vereinssport genutzt. Ein Schicksal, das auch dem geplanten Dachspielfeld droht. Der Raum für Kinder und Jugendliche wird immer kleiner. Dem müssen wir entgegentreten“, so der Appell der Fraktion. Sie hatte vorgeschlagen, auf das abgeschlossene Spielfeld auf dem Dach der Turnhalle zu verzichten und den Bolzplatz zu erhalten.

„Kostet nichts und spart sogar Geld“, betont Gallasch. Doch die politische Mehrheit im Stadtrat hat anders entschieden und ist dem Verwaltungsvorschlag gefolgt, denn die Turnhalle soll der Clou des Campusprojekts werden: Sie soll als Zweifachsporthalle zwei Basketballfelder groß und zur Hälfte in den Boden eingelassen werden, so dass die obere Hälfte – rundum verglast – das Tageslicht hereinlässt.  Auf dem Dach der Sporthalle soll sich ein Kleinspielfeld befinden.

(hup)