Pop-Oratorium in Düsseldorf: Zehn Gebote für 50 Sänger
Der Projektchor „Voices of ME“ beteiligt sich Sonntag am großen Pop-Oratorium im Düsseldorfer Dome.
Erkrath. Bevor die Bibel gesungen wird, muss Lockerung sein. Armeschütteln, Schulterkreisen, dann geht es weiter zu den Stimmübungen. Chorleiterin Kathrin Biermann (28) macht es auf den Altarstufen von St. Johannes der Täufer vor, ihr gegenüber stehen 50 Sänger in Winterjacken zwischen den Bänken im Mittelschiff.
Dann beginnt die Musik — mit einem Pop-Rhythmus: „Tock — tock — ti — tock“. Zu griffigen Harmonien stimmen die Sänger ein. Es ist die letzte Probe des Projektchors „Voices of ME“ vor der Düsseldorfer Aufführung des Oratoriums „Die zehn Gebote“.
Insgesamt 2600 Sänger aus dem ganzen Land haben sich morgen angekündigt, wollen das geistliche Pop-Stück im Düsseldorfer Dome aufführen. Vor zwei Jahren wurde die Musik von Dieter Falk zu Texten von Michael Kunze zum ersten Mal gespielt: in der voll besetzten Dortmunder Westfalenhalle, zum Jahr der Kulturhauptstadt Ruhr.
Erzählt wird die Geschichte des zweiten Buchs Mose — von den Geschehnissen am brennenden Dornbusch über den Auszug aus Ägypten und den Tanz ums Goldene Kalb bis zum Empfang der Gesetze Gottes.
Bei der Probe in St. Johannes läuft für die Sänger die Playback-CD. Die Musik der Instrumente mit den Stimmen der Solisten. Eine Kiste mit Bastelmaterial steht neben Biermanns Synthesizer: Die Sänger schlagen ihre Notenhefte in weißes Papier ein. „Wenn das Meer sich teilt, halten wir die Hefte hoch. Dann wird etwas darauf projiziert“, sagt Biermann.
„Es ist phänomenal. Mit so vielen Menschen zu singen, macht Spaß“, sagt Sängerin Heidi Pesch. Sie singe sonst im Gospelchor „Taktvolk“ in Haan, sagt die 57-Jährige. Ihr Lieblingsstück sei der Anfang des letzten Lieds: „Da werden die Gebote aufgezählt.“
Eine E-Mail habe sie an das Projektbüro geschickt, um sich mit dem Chor zu bewerben, sagt Kathrin Biermann. Sie sei zusammen mit Sänger Ralf Perkuhn zur Chorleiter-Schulung für das Projekt gefahren. Ein halbes Jahr lang stand bei jeder zweiten Probe in Erkrath das Oratorium auf dem Programm — neben den Stücken für die eigenen Programme.
Erkrath wurde zum Sammelpunkt für die Sänger der „Zehn Gebote“: „Es haben sich viele Einzelsänger angemeldet, deren Chöre nicht teilnehmen. Deshalb haben wir die Proben geöffnet“, sagt Biermann. Aus Mettmann kommen Sänger, aus Unterbach und Haan — insgesamt 50 Gesangsbegeisterte. Ein neuer Name musste her: „Voices of ME“.
Für eine Probe mit Komponist Dieter Falk kam noch ein Chor aus Düsseldorf dazu. Der Klang sei toll gewesen, schwärmen die Mitglieder. „Dieter Falk bringt Stimmung“, sagt Biermann. Der Komponist habe sich vom Klang der Erkrather beeindruckt gezeigt.
„In der Masse nach der Aufführung werden wir uns wohl kam zusammenfinden können“, sagt Perkuhn. Dafür soll es am Dienstag eine gemütliche Runde in der Postwirtschaft geben.