Regisseur Boris Schaarschmidt: Kurzbesuch aus Hollywood

Beim Wiedersehen mit den Eltern fällt Regisseur Boris Schaarschmidt auf, was ihm in den USA fehlt: Im Straßencafé gemütlich ein Bier zu trinken.

Erkrath. Wenn Boris Schaarschmidt seine Heimatstadt besucht, ist eigentlich alles wie immer. Die Großeinkäufe für die Mutter und den Schwiegervater stehen an. Beim Discounter, bei dem an der Kasse alles ganz schnell gehen muss und die Konserven noch in Eigenregie vom Band in den Einkaufswagen bugsiert werden müssen.

So ist es der Erkrather Boris Schaarschmidt gewohnt — und dennoch kennt er es anders. 2008 ist der Filmemacher mit seiner Frau dank gewonnener Greencards in die USA gezogen. Und zumindest den „Luxus in den Supermärkten“ will der 40-Jährige nun nicht mehr missen. „Da werden mir die Einkäufe in Tüten gepackt, während die Kassiererin mich fragt, ob es mir denn heute gut geht“, sagt er, und die leichte Melodie in der Stimme ist unverkennbar amerikanisch.

Der Film hat den Erkrather nach Amerika gebracht. Dort hat er nach seinem Abschluss an der Fachhochschule in Dortmund studiert, mehrere Kurzfilme gedreht und Stipendien sowie finanzielle Zuschüsse erhalten.

Sein letzter Film „Haleema“ hat gerade Weltpremiere auf der Berlinale gefeiert. „Es war das erste Mal für mich auf der Berlinale. Und es war eine ganz tolle Sache“, sagt er. Der Film handelt von einer Mutter und zwei Kindern, die im Sudan auf der Suche nach Wasser und Unterschlupf vor den gefürchteten Janjaweed-Milizen sind. Zwei Jahre lang hat Schaarschmidt an dem Film gearbeitet. Gedreht wurde auf der Big Sky Movie Ranch, bekannt für Western wie „Bonanza“ und kürzlich für Quentin Tarantinos „Django Unchained“.

„Eine Woche nach unseren Dreharbeiten war auch Regisseur Quentin Tarantino vor Ort“, sagt Schaarschmidt. Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Wege der beiden kreuzen. Bei einem seiner Nebenjobs hat Schaarschmidt den Regisseur kennengelernt. „Ich habe für ihn verschiedene Szenen des Films „Inglourious Basterds“ übersetzt, damit er weiß, was die Deutschen im Film sagen“, erzählt er. In der Kaffeeküche habe man zusammengestanden, „den Kaffee ließ sich Tarantino aber dann doch anliefern“, sagt Schaarschmidt.

Schaarschmidt und seine Frau wohnen in den Hollywood Hills — das klingt nach Glamour und Promidichte. „Ach, das ist ’ne Zwei-Zimmer-Wohnung in einer ganz normalen Straße“, winkt Schaarschmidt ab. Und auch für Prominente habe er keinen Blick. „David Carradine ist mal mit seinem Ferrari liegengeblieben und hat sich fürchterlich geärgert“, erinnert sich Schaarschmidt dann doch noch an eine flüchtige Begegnung auf der Straße.

Auch über seine Arbeit als Regisseur denkt Schaarschmidt ganz bodenständig: „Das ist viel Arbeit, aber kein Geld.“ Ohne die Nebenjobs und das Gehalt seiner Frau, die als Bibliothekarin arbeitet, könnte sich das Paar das Leben in den USA nicht leisten. „Es gibt eben auch kein finanzielles Netz wie in Deutschland, falls es mal nicht so gut läuft“, sagt er.

Doch nicht nur in diesem Punkt fallen ihm die Vorzüge Deutschland auf. „In den USA ist es oberflächlicher als in Deutschland. Ich vermisse es manchmal, sagen zu können, dass es einem auch mal schlecht geht“, sagt er. Und auch die deutsche Kultur, in einem Straßencafé zu sitzen und ein Bier zu trinken, vermisst der Wahl-Amerikaner.

Auf dem Rückweg von Berlin war der Abstecher in die Heimatstadt da natürlich Pflicht. Mehrmals im Jahr besucht Schaarschmidt seine Familie. Emotional, so sagt er, sei er nie weggegangen. Ob es da ein Omen ist, dass sich sein nächstes Projekt mit der Verbindung zu Deutschland befasst? „Eine Wiederkehr nach Deutschland ist keine Option“, sagt er und fügt leise ein „wahrscheinlich“ an.