Sichel-Sonne wird kurz enthüllt
Trotz Wolken konnten die Besucher am Observatorium der Sternwarte die Sonnenfinsternis für kurze Zeit beobachten.
Rund um das Observatorium der Sternwarte Erkrath am Sternwartenweg hatten sich gestern Morgen Kindergartengruppen, professionelle Himmelsbeobachter, Fotografen und einfach nur Neugierige postiert, um zu sehen, wie sich der Mond vor die Sonne schiebt.
Viele der mehr als 100 Besucher waren schon um 9 Uhr gekommen, trotz des wolkenverhangenen Himmels und dem niedergehenden Nebel. „Ich fürchte, das wird heute nichts mehr“, sagte Dr. Peter Reiter, Leiter der Sternwarte, der erst in der Nacht zuvor aus Australien zurückgekommen war.
Doch da lag er falsch: Um 10.23 Uhr riss eine Wolkenlücke auf und machte den Blick frei auf die liegende Sonnensichel. Sofort klickten die Kameras, alle schauten hinauf zum Himmel. Auch ohne Brille, denn die Wolken- und Nebelschleier milderten das Sonnenlicht. Reiter zückte sofort sein Smartphone, um das Himmelsphänomen festzuhalten.
Karin Michaeli war begeistert. „Ich bin eigens aus Düsseldorf gekommen, weil es hier noch Brillen gab. In Düsseldorf waren die alle ausverkauft“, sagte sie. „Aber auch hier gab‘s für jede Familie nur noch eine.“ So teilte sie sich das Exemplar mit ihrem Freund, den sie „im wahrsten Sinne des Wortes mitgeschleppt habe.“ Es sei toll, sich die Sonnenfinsternis mit vielen anderen Menschen gemeinsam anzuschauen. Und schließlich sei es ja das letzte Mal in ihrem Leben, dass sie so etwas zu sehen bekomme.
Zumindest die nächste totale Sonnenfinsternis bekommen wir in Deutschland erst am 3. September 2081 zu sehen.
Professionell betrachteten die jugendlichen Mitglieder des Astronomie-Clubs das Himmelschauspiel. Die Jungs im Alter zwischen 13 und 16 Jahren hatten zur Einstimmung an diesem Tag Vorträge gehalten. Dafür gab’s schulfrei. Klar, dass sich Marek, Henrik, Maximilian, Simon und Alexander anschließend noch die Sonnenfinsternis ansehen wollten. Schließlich ist die Himmelsbeobachtung ihr gemeinsames Hobby.
Jeden Freitag treffen sie sich im Astronomie-Club im Observatorium, und auch den Samstag verbringen sie dort. Bis auf zwei Mädchen eine reine Männersache. „Es ist spannend, wie alles sich um etwas anderes bewegt“, sagte der 13-jährige Marek. Für Simon ist es das Zufällige, das anderes nach sich zieht, was ihn fasziniert. Und Alexander ist überwältigt von der Größe des Weltraums, die man sich gar nicht vorstellen könne.
Karin Michaeli, Besucherin der Sternwarte
Aber auch für Nicht-Astronomen wie Karin Michaeli hatte die Sonnenfinsternis etwas Poetisches. „Es war wie ein Striptease. Die Sonne hat die Wolken für kurze Zeit weggezogen, sich kurz gezeigt und dann wieder verhüllt“, beschrieb die Düsseldorferin das Bild, das ihr dabei durch den Kopf ging.
Übrigens: Auch wenn sich keine Wolkenlücke aufgetan hätte, vergeblich wären die Besucher nicht gekommen. Im Observatorium wurden Live-Bilder aus anderen Städten gezeigt.