Winterschlaf der Schildkröten geht zu Ende

Klimawandel bringt den Rhythmus im Naturschutzzentrum Bruchhausen durcheinander.

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Erkrath. Hallo Leute! Wir sind die drei Warmduscher aus Bruchhausen. Unser alljährliches Wintermärchen kennt ihr ja wahrscheinlich schon. In den vergangenen Jahren haben wir uns gelegentlich zu Wort gemeldet, um von unserem herbstlichen Wellness-Programm zu berichten. Na ihr wisst schon: Die Karin Blomenkamp kommt doch immer mit dieser Schummerlichtlampe, um uns den Herbst vorzuspielen. Dazu gibt’s die warme Badewanne und ja, diese entsetzliche Diät. So sind sie eben, die Frauen: Sie wollen immer das Beste und irgendwie säuseln sie uns mit ihren Wohltaten ein. Am Ende machen wir alles — und verkriechen uns sogar für ein paar Wochen unter der Erde.

Nun gibt’s allerdings durchaus einen Grund zum Klagen. Nein, nicht wie ihr denkt! Mit unserem Personal steht immer noch alles zum Besten. Klasse Service, da gibt es nichts zu meckern. Aber dieser Klimawandel! Das geht langsam wirklich zu weit. Frühlingstemperaturen im Oktober? Wer denkt da schon an Winterschlaf? Die Karin Blomenkamp kennt da nix: Es gibt Diät — komme was da wolle. Unser Loch im Gewächshaus hatte sie natürlich auch schon ausgehoben. Schön dunkel, viel Laub, sehr gemütlich: Nur eben nicht bei 20 Grad! Wer will sich da schon eingraben? Es war ein langes Hin und Her, bis wir schließlich abgetaucht sind.

Derweilen hat uns die Karin erzählt, wie das woanders so vonstatten geht mit dem Winterschlaf. Da soll es doch tatsächlich Leute geben, die ihre Schildkröten im Kühlschrank überwintern lassen. Im Kühlschrank! Wenn das mal keine Drohung ist. Und jetzt hat sie als unsere Pressesprecherin auch noch ausgeplaudert, dass im Januar schon wieder Schluss sein soll mit der Winterruhe. Dann sollen wir bei ihr im Wohnzimmer einziehen. Ihr wisst ja, da schlafen auch schon mal Ziegen und Schafe auf der Couch. Will man das wirklich erleben?

Im letzten Jahr hat sich die Karin übrigens einen folgenschweren Fehlgriff geleistet. Nachdem uns unser Mitbewohner Mauritius aus Altersgründen verlassen hatte, sollte eigentlich so ein junges Ding bei uns älteren Herren einziehen. Das wäre doch mal ein richtiger Frühling gewesen. Stattdessen kam da wieder ein Typ — und jetzt sind wir eine Männer-WG. Und wisst ihr was? Es stört uns nicht! Wir treiben es munter weiter und mischen mit unserem lüsternen Geschrei die Schulklassen auf. Herrlich, wenn die Karin dann nicht weiß, wie sie das erklären soll.

Apropos Klimawandel: Wir werden dadurch jetzt schon früher wach und haben mehr Zeit, um unseren schwulen Swingerclub am Laufen zu halten. Ihr dürft im nächsten Frühling gerne mal zum Zuschauen kommen! magu