Erkrath Kleine Kostbarkeiten am Wegesrand

Erkrath. · Der Erkrather Hans Maier-Bode hat durch einen Zufall die Bekanntschaft mit wild wachsenden Orchideen im Kreis Mettmann gemacht. Sie sind seither sein liebstes Studienobjekt.

Blühende Kostbarkeiten wie Fuchs' Knabenkraut (botanisch Dactylorrhiza fuchsii, rechts) und  Sumpf-Stendelwurz (Epipactis palustris, links) können Spaziergänger auf ihren Wegen durch die Natur im Kreis Mettmann entdecken.

Foto: Maier-Bode

Orchideengewächse sind eine riesige Pflanzenfamilie, die weltweit etwa 1000 Gattungen mit bis zu 30 000 Arten umfasst. Die bekanntesten Arten findet man immer wieder als Angebot in unterschiedlichen Märkten, wie die Phalaenopsis oder Schmetterlingsorchidee.

„Die meisten Orchideenarten kommen im Regenwald vor und wachsen auf Bäumen“, erklärt der Erkrather Hans Maier-Bode. Der leidenschaftliche Orchideen-Freund interessiert sich jedoch nicht für die Exoten unter den Orchideen, sondern vielmehr für die in Europa heimischen Arten. „In Europa gibt es 450 Arten, in Deutschland um die 60 und im Kreis Mettmann sind es zehn Orchideenarten“, erklärt er.

Alle diese wildwachsenden Orchideen wachsen in der Erde und sind blühende Kostbarkeiten. Sie stehen strengstens unter Naturschutz und dürfen nicht ausgegraben oder gepflückt werden. Wie ist Hans Maier-Bode auf die Orchidee gekommen?

Keiner der beiden hatte die Kübel auf der Terrasse bepflanzt

„Ich wohne in einem Haus mit zwei Dachterrassen“, erzählt er. Es ist schon viele Jahre her, als er die dort stehenden Blumenkübel in Augenschein nahm und hübsche Pflanzen entdeckte. „Ich habe meine Frau gefragt, was sie da gepflanzt hat.“ Es stellte sich heraus: Keiner der beiden hat die Blumenkübel bepflanzt.

„So habe ich abgewartet. Die Pflanzen haben komisch geblüht und ich habe mich erkundigt, was das ist.“ Er fand heraus, dass es wildwachsende Orchideen waren. Hans Maier-Bode hat auch eine Erklärung, wie die auf seine Dachterrasse kamen. „Die Vögel tragen den Samen im Gefieder mit.“ Seit dieser Begebenheit hat Hans Maier-Bode die heimische Orchideenwelt nicht mehr losgelassen.

Er hat sie studiert, auf Streifzügen gesucht und gefunden, fotografiert und dokumentiert. Dazu ist er nicht nur im Kreis Mettmann unterwegs gewesen, sondern er begibt sich auch auf die Spur der Orchideen in anderen Ländern wie der Schweiz, in Italien oder auch in den Niederlanden.

Im Kreis Mettmann finden sich vor allem drei Gattungen: „Knabenkräuter, Ragwurzen und Stendelwurzen“, berichte der Orchideen-Fachmann. Vor allem das „Gefleckte Knabenkraut“, eine Nektartäuschblume, dürfte noch eine der bekanntesten heimischen Orchideenarten sein, auch wenn viele Betrachter nicht wissen, dass es sich dabei um eine Orchidee handelt.

„Bei uns in NRW hat sich diese Art mit einer anderen vermischt, der Fuchs-Fingerwurz. Die Vermischung dieser beiden Arten der gleichen Gattung ist so weit fortgeschritten, dass wir sie in NRW nicht mehr voneinander trennen können.“ Die Orchideen entwickeln also von sich aus Mischungen, sogenannte Hybride. „Die raffiniertesten sind in der Gattung Ophrys oder Ragwurzen“, erzählt Hans Maier-Bode. Das sind nämlich Sexualtäuschblumen: „Die Blüten imitieren Insekten.“ Es sind Insektenarten, bei denen die Männchen zwei Wochen vor den Weibchen schlüpfen und sich dann auf die Suche nach Partnerinnen machen. Das nutzen die Orchideen aus, locken die Insektenmännchen an und lassen sich von ihnen bestäuben. „Die Bienen-Ragwurz riecht nach einer Biene, sieht aus wie eine Biene und hat sogar einen Pelz wie eine Biene.“ Sie wird bis zu 50 Zentimeter hoch und wächst bevorzugt in Trocken- oder Magerwiesen. Ganz im Gegensatz zur Sumpf-Stendelwurz, die feuchten Boden bevorzugt. Sie kann bis zu 80 Zentimeter hoch werden. Es lohnt sich also, ab Mai die Augen beim Spaziergang durch die Natur offen zu halten. Vielleicht gibt es am Wegesrand eine der Kostbarkeiten zu entdecken.