Fall Daniel: Angeklagter räumt Schläge ein

Der 23-Jährige sagte am Montag vor Gericht, ihm sei „die Hand ausgerutscht“.

Wuppertal/ Erkrath. Es ist ein Versprecher, der den Angeklagten von seiner Version abbringt. Plötzlich muss er zugeben, was er monatelang bestritten hat: „Ich habe Daniel auf den Po gehauen.“

Das ist zwar kein umfassendes Geständnis, aber vor dem Wuppertaler Schwurgericht sorgt es für Aufregung. Der stämmige Mann mit der Meckie-Frisur ist angeklagt, im Mai letzten Jahres in Erkrath-Hochdahl den Tod des zweijährigen Sohns seiner damaligen Freundin verschuldet zu haben. Daniel starb an seinen schweren inneren Verletzungen. Der Mutter wirft die Anklage vor, nicht eingeschritten zu sein.

Bisher hatte der Angeklagte beteuert, den vier Kindern seiner Freundin nie etwas getan zu haben: „Ich habe mich gefühlt wie ein Vater“, hatte er noch bei der Prozesseröffnung strahlend verkündet. Die Mutter sei es gewesen, die ihre Töchter geschlagen habe, die älteren Geschwister hätten den Jüngsten drangsaliert.

Die Wende kommt bei der Schilderung eines Streits über die blauen Flecke des Sohns. Er habe sich bei der Mutter entschuldigt, so der Angeklagte: „Ich dachte, das wäre von mir.“ Sofort hakt der Richter ein: „Warum dachten sie das? Was hatten sie gemacht?“ Da kommen die Ausflüchte nur noch halbherzig: „Mir war die Hand ausgerutscht. Das war nicht richtig geschlagen.“

Als Zeugin musste am Montag die älteste Tochter der Angeklagten aussagen. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit sollte die 14-Jährige die Umstände beim Tod ihres Bruders aufklären helfen. Sie berichtete, sie habe bereits eine Woche vor Daniels Tod Wunden an ihrem kleinen Bruder bemerkt. Er habe aus dem Po geblutet. Sie habe die Großeltern alarmiert, aber letztlich seien sie und ihre Geschwister beschuldigt worden, das Kind misshandelt zu haben.

Die zierliche 14-Jährige mit dem Pferdeschwanz war in der Zeit vor der Tat auffällig geworden. Ihre Lehrerin am Gymnasium Hochdahl bat um ein Gespräch mit der Mutter, weil das Mädchen ihre Hausaufgaben vernachlässigte. Auch sei das Jugendamt aktiv gewesen, weil das Mädchen blaue Flecke und einen Bruch an der Hand hatte. „Freundinnen hat sie erzählt, dass der neue Freund ihrer Mutter ganz schrecklich sei“, sagt die Lehrerin.

Der Prozess wird fortgesetzt.