Über allem das Neanderland
Wer „Neanderland“sagt, soll den Kreis Mettmann meinen. Die Einführung dieser Marke verläuft jedoch eher schleppend.
Kreis Mettmann. Das Unternehmen Beiersdorf hat Nivea, Henkel Persil und der Kreis Mettmann das Neanderland — eine Marke, die im Gegensatz zu den beiden erst genannten noch kein echter Renner ist. Entwickelt wurde sie vor mehr als zehn Jahren. Damals hatte sich ein Arbeitskreis mit der Frage beschäftigt, wie der Kreis Mettmann seinen Bekanntheitswert weit über die Grenzen der Region hinaus steigern könne.
2002 wurde die Marke Neanderland in Langenberg der Öffentlichkeit vorgestellt. Doch auch neun Jahre danach ist daraus kein Selbstläufer geworden. Von ihren prominenten Vorbildern wie Persil ist sie noch weit entfernt.
Um Bedenken gegen das Neanderland aus dem Weg zu räumen, hatte die Kreisverwaltung Professor Bernd Günter in den Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Tourismus eingeladen. Er ist Marketingspezialist an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und Verfechter der Marke Neanderland. „Sie ist für die touristische Vermarktung sehr gut geeignet. Mit ihr assoziiert jeder sofort das Neandertal und den Neandertaler. Und beides ist weltbekannt“, sagt Günter.
Für den Kreis Mettmann mit seinen Städten und den Bürgern habe dies einen positiven Effekt. „Viele kennen den Kreis Mettmann. Weil die Sehenswürdigkeiten in den Köpfen hängengeblieben sind, überlegt sich vielleicht der ein oder andere, mal eine Reise in die Region zu machen“, sagt Günter. Und die Touristen lassen Geld vor Ort.
Die Folgen: Die Kaufkraft der Unternehmer steigt, Museen und anderen kulturelle Einrichtungen können ihr Angebot erweitern, und die Kommunen haben mehr Steuereinnahmen, die sie wiederum in ihre Infrastruktur investieren können.
Aus Sicht Günters’ hat der Kreis schon einiges getan, um den Begriff Neanderland zu verbreiten. Als Beispiele nennt er die Erfindung der Figur des „Neanderländers“, die Veranstaltung Neanderland-Biennale sowie die Internetseite zur Marke. „Gut ist auch, dass der Begriff Neanderland im Masterplan Neandertal sowie im neuen Tourismuskonzept immer wieder auftaucht.“ So würde die Marke ohne viel Aufwand verbreitet werden.
Alles andere wäre auch gar nicht möglich: Denn Millionen Euro, um riesige Imagekampagnen für das Neanderland zu starten, hat die Kreisverwaltung nicht.
Gerade einmal 46.000 Euro wurden im vergangenen Jahr für Tourismusförderung ausgegeben. „Deshalb wird es auch ein längerfristiger Prozess sein, bis die Marke Neanderland bei vielen bekannt ist. Nach zehn Jahren ist damit nicht zu rechnen. Aber ich bin sicher, dass sich die Marke durchsetzen wird“, sagt Günter.
Die größten Fraktionen des Kreistags teilen Günters Meinung über die Marke. Die CDU ist sogar der Meinung, dass der „Begriff nach der ersten medialen Veröffentlichung die Tendenz zum Selbstläufer hat“.
Die SPD „steht zu der Marke“, wie deren stellvertretender Fraktionsvorsitzender Bernd Hoffmann auf Nachfrage sagt. Ähnlich ist es bei den Grünen, die sich noch weitere Aktionen zu Verbreitung des Begriffs wünschen. Und FDP-Mann Dirk Wedel vertritt die Meinung, dass „sich die Marke eignet, damit die zehn Städte ein gemeinsames Identitätsgefühl bekommen“.