Der Neandertaler ist (k)eine Marke
Schutz: Um ein Produkt oder Dienstleistungen unverwechselbar zu machen, muss man es schützen lassen. Aber nicht immer klappt es.
Kreis Mettmann. "Ich bin stolz, ein Neanderthaler zu sein" - mit diesem T-Shirt des Neanderthal Museums kann sich jeder schmücken und darf sich als Neandertaler fühlen. Und ob mit oder ohne "h" - unser entfernter Verwandter kann als Menschenart nicht beim Deutschen Patent- und Markenamt in München als eingetragene Marke geschützt werden.
Bei Produkten sieht es da schon anders aus. Seit 2006 hat die Erkrather Metzgerei Hanten sich Markenschutz auf den Neanderthaler sichern lassen - sofern es sich um Fleisch- und Wurstwaren oder Biere und Biermischgetränke handelt. Diese Marke gilt bis zum Jahr 2015 als eingetragen. Zuvor hatte sich die Mettmanner Firma Eismann diese Wortmarke schützen lassen.
Trennt man den Neander-Thaler in zwei Worte, dann landet man beim Deutschen Paten- und Markenamt bei dem Café Kaiser in Velbert. Dort hat man nämlich seit 2002 die entsprechende Konditorware sichern lassen.
Selbstverständlich wollte sich auch das Neanderthal Museum schützen lassen und reichte im Jahr 2005 den Antrag als Dienstleistungsmarke für Freizeit- und Kultureinrichtungen ein. Eine Eintragung sei nicht möglich, meinten die Markenschützer in München und wiesen die Anmeldung zurück, weil es rein theoretisch auch andere Neanderthal Museen geben könnte. Auch mit der Wortmarke "Neandertaler +Co" scheiterte man in München. Nur die Steinzeitwerkstatt ist seit 1999 eingetragen, doch läuft der Schutz zum 30. November diesen Jahres aus.
Nach außen hin wirbt Mettmann kräftigt als die Neanderthal-Stadt. Doch auch hier beschieden die Markenschützer, dass eine Eintragung ins Register nicht möglich sei, weil die Unterscheidungskraft fehle. Kein Wunder, denn Mettmann ist eben nicht die einzige Stadt im oder am Neandertal.
Ganz findig ist das Solinger Ehepaar Ursula und Walter Grottenbeck. Seine "Frische Luft aus dem Neanderthal" ist schon seit 2003 als Wortmarke eingetragen und soll "chemische Erzeugnisse für gewerbliche und wissenschaftliche Zwecke, nämlich Original-Luft aus dem Neandertal" unvergleichbar machen. Sich selbst hat Grottenbeck vor drei Jahren als "Mr.Neanderthal" schützen lassen, um Werbung für das Neandertal zu machen und den sanften Tourismus durch Werbung zu fördern.
Kulturelle Aktivitäten rund um das Neandertal gehören ebenso dazu wie die Organisation und Durchführung von Workshops. Ein wenig gewöhnungsbedürftig ist die Marke "Kalottinol (trüb) - nur echt mit der blauen Schädeldecke". Dahinter sollen sich alkoholische Getränke (ausgenommen Biere) verbergen. Handfester ist hingegen seit Januar 2009 seine "Neandertaler Kruste", das als Brotnamen geschützt werden soll. Gegen den Namen läuft zurzeit noch die Widerspruchsfrist.
Aber auch andere Bürger des Kreises haben Bezeichnungen rund um den Neandertaler eintragen lassen. Seien es die "Neanderthal-Therme" auf Gut Höhne, das "Neandertal Ceramic" der Erkrather Künstlerin Jutta Beissel oder das Berufskolleg Neandertal, dessen Anmeldeverfahren seit vergangenen September läuft. Und natürlich hält auch der Kreis Mettmann an dem Namen "Neanderland" fest.
Aber nicht immer haben die Marken - ganz im Gegensatz zum Original - überlebt. Die Idee eines Hamburger Geschäftsmannes, mit der "Neandertal Company" Schreibwaren und Bekleidungsstücke zu vertreiben, scheint wenig Erfolg gehabt zu haben. 2007 lief der Namensschutz aus und wurde nicht wieder verlängert. Ebenso ist die Wort-Bildmarke "Neanderthal Chapter": Der Motorradclub hatte sich 2007 eintragen lassen, dann die Marke aber wieder löschen lassen.
Ebenfalls frei ist ein Name, auf den man erst einmal kommen muss: 1992 wurden die "Neanderland Boys" beim Markenamt angemeldet. Dahinter verbarg sich aber keine Popgruppe, sondern ein Schmuckhandel.