Nichtraucherschutz: Bedenken haben sich in Rauch aufgelöst
Gastronomie: Ein Jahr nach Inkrafttreten des Rauchverbots ist es in Ratingen ruhig um das alte Streitthema geworden. Und in vielen Betrieben ist alles so wie früher.
Ratingen. Als Ausnahme waren die Raucherclubs vom Gesetzgeber angedacht, zur Regel sind sie heute geworden: Auch in Ratingen sind sie wie Pilze aus dem Boden geschossen. Wobei die Veränderung vielen Gästen gar nicht aufgefallen ist. Denn oft deutet nur ein Schild am Eingang darauf hin, dass sich hinter der Tür alles ums Rauchen dreht. Offiziell jedenfalls. Praktisch ist nämlich meist alles beim alten geblieben. Dass sich der Nichtraucherschutz als wenig mächtig erwiesen hat, sorgt aber auch dafür, dass es um das Thema weitgehend ruhig geworden ist.
"Man hat sich irgendwie damit arrangiert", sagt Wolfgang Engelhardt, der als Abteilungsleiter beim Ordnungsamt die Ratinger Gastronomie im Blick hat. Nur in den ersten Wochen nach der Einführung des Gesetzes habe sein Amt zwei Mal Bußgelder verhängt. Seitdem hätten sich die Wirte und die Gesetzgebung einander angenähert. "Das ist alles immer weiter aufgeweicht worden", sagt Engelhardt. Erst wurde das Essen in Raucherclubs erlaubt, dann, Anfang Juli, die Eckkneipen-Regelung bestätigt.
"Die Wirte lassen wieder überall rauchen", hat die SPD-Ratsfrau Angelika Kompalik frustriert festgestellt. "Am Anfang wurden in den Raucherclubs noch Mitgliedskarten kontrolliert, heute achtet da keiner mehr drauf." Sie hatte deshalb kürzlich bei der Verwaltung moniert, dass die Stadt nicht konsequent genug kontrolliere. "Ich habe schon den Eindruck, dass da und dort nicht gesetzeskonform gehandelt wird."
Das weist Engelhardt zurück: "Wir schauen uns schon vor Ort an, ob ein Raucherclub deutlich gekennzeichnet ist." Gezielte Kontrollen gebe es allerdings nicht. Auf die Einhaltung des neuen Gesetzes werde von den Kollegen nebenbei geachtet.
Und so sind die Wirte auch überraschend zufrieden mit der Entwicklung. Ulrike Stocks, Inhaberin des Kneipencafés Oleander - ein Raucherclub - ist erleichtert: "Raucher und Nichtraucher kommen bei uns bestens miteinander aus. Vor allem, weil die Raucher Rücksicht nehmen, wenn jemand essen will."
Bei Stephan Amelung Chef des Frankenheims und des "Schlüssel zum Meck" löst das Thema offenbar noch Phantomschmerzen aus. Er hat seine Betriebe ebenfalls zu Raucherclubs erklärt und würde am liebsten nicht mehr darüber sprechen. "Wir sind zufrieden so wie es ist", sagt er, doch seine Stimme spricht eher für das Gegenteil.
Beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) sind die Töne versöhnlicher geworden. "Es gibt eine friedliche Koexistenz aller Beteiligten", hat Sprecher Thorsten Hellwig festgestellt. "Wir sind froh, dass es den Raucherclub gibt. Insgesamt ist das Gesetz recht liberal gehalten", lobt der Lobbyist. Dass viele Raucherclubs es nicht so eng mit den Regeln nehmen, ist ihm auch bekannt. Aber er darf das natürlich nicht gutheißen: "Wir wissen, dass es so praktischer ist, empfehlen aber den Betrieben, sich den Regularien zu fügen."