Wülfrath: Glanz früherer Jahrhunderte
Etwa 100 geschützte Gebäude gibt es in Wülfrath. Sie alle sind in einer Liste festgehalten.
Wülfrath. Das Gebäude mit der Hausnummer 12 in der Schwanenstraße erstrahlt in neuem Glanz. Hier und da sind noch die Zeichen der großen Sanierung, der Wiederbelebung der Fassade von 1905, sichtbar: Kabel ragen aus dem Gemäuer des ehemaligen Wülfrather Brauhauses und warten darauf, dass Lampen angeschlossen werden. An einer Ecke liegt als Andenken an längst vergessene Zeiten ein Teil des einstigen Steingemäuers frei.
Heute beherbergt das erstmals 1646 urkundlich erwähnte Haus eine Tierarztpraxis und ist eines der 100 denkmalgeschützten Gebäude der Stadt. Seit 1983 werden solche Baudenkmäler in Absprache mit dem Landschaftsverband Rheinland in einer Liste festgehalten. Zwei denkmalgeschützte Bereiche, Düssel und Mitte, hat Wülfrath. In jedem Jahr kommt etwa ein Gebäude hinzu.
Ein Auge auf alle Denkmäler hat seit 1992 Michael Kumpf vom Bauaufsichtsamt der Stadt. Für ihn ist die Arbeit mit dem uralten Gemäuer nicht nur Job, sondern Herzensangelegenheit. Jede Veränderung an einem denkmalgeschützten Gebäude muss mit ihm abgestimmt werden. "Zunächst müssen die Eigentümer selbst Interesse an der Instandsetzung haben, und dann berate ich bei allen Maßnahmen. Die Gebäude sind Teil unserer Geschichte, und das ist einfach toll."
Doch die Instandhaltung alter, heute denkmalgeschützter Gebäude kostet viel Geld - und Nerven. Das weiß auch Udo Krause. Seit 2001 renoviert und restauriert er ein wunderschönes altes Fachwerk- und Schieferhaus am Voisberg, das als privates Wohnhaus dient. Allein die idyllische Teichanlage ist so groß, dass sie gut und gerne mit dem Ruderboot erkundet werden könnte.
"Einen Gärtner haben wir nicht. Zum Teil pflegen wir den Garten selbst, zum Teil machen das die Mieter", sagt Krause. Er selbst wohnt nicht in dem Haus, sondern erfreut sich einfach an dem Gebäude.
Seit 1836 ist das zweistöckige Haus samt Garten und Gästehaus im entfernten Familienbesitz. Einst gehörte es einer Wuppertaler Industriellenfamilie. "Sie hat es wohl als Landhaus gebaut, um mit vielen Gästen ihre Sommer hier zu verbringen. Im Herbst ging es zurück in die Stadt." Wer zu welcher Zeit auf dem Gut residierte, darüber verraten Krause gut erhaltene Gästebücher, die Fabrikantentochter Laura, die ab 1902 im Besitz des Anwesens war, für ihre Gäste pflegte.
Einige Jahre, viel Mühe und Geld haben Krause und sein Partner investiert, bis das Gut restauriert und bewohnbar war. Doch dann kam der Schicksalsschlag: 2004 brannte die Villa aus - die Ursache ist bis heute unklar. "Das Dach ist abgebrannt, das erste Geschoss ist so ausgebrannt, dass die Decke im Erdgeschoss durchgekommen ist. Eigentlich stand nur noch das Holzgerüst."
Doch sie haben den Mut nicht verloren und das Gut ein zweites Mal aufgebaut - diesmal nach Originalplänen. Viele alte Teile und Beschläge konnten wieder verwendet werden "Man kann einfach nicht anders. Es geht ja darum, das Familiengut zu erhalten. Und man wird nie fertig", sagt Udo Krause und hat sich wohl mit seiner Lebensaufgabe abgefunden.