Ratingen: An den Projektor gezwungen
Der Niederländer Wim Holzhauer musste im Krieg im Capitol-Kino Filme vorführen. Kinohistoriker Albert Köster nahm Kontakt zu Holzhauer auf.
Ratingen. "Große Freiheit Nummer 7", "Ein Mann geht durch die Wand", "Zorro, der Mann mit der Peitsche". Filme, die Geschichte schrieben, unvergessen sind. Im Capitol-Kino in Ratingen wurden sie damals gezeigt. Es war Krieg. Der Filmvorführer, besser gesagt, der Filmoperateur, war der Niederländer Wim J. R. Holzhauer. Er war nicht zufällig in Deutschland und Ratingen. Während des Krieges war er von den Deutschen zwangsverpflichtet worden, im Capitol-Kino an der Oberstraße 10, Filme vorzuführen.
"Er war denkbar gut geeignet", sagt Albert Köster, der an der Oberstraße das Nostalgie-Kino Capitol betreibt. "Wim Holzhauer hatte auf der Oberschule in den Niederlanden sehr gut Deutsch gelernt. Außerdem war er vom Fach". Da die deutschen Operateure an der Front kämpften, mussten auch Holländer die deutschen Filme zeigen.
Holzhauer lebte sich in Ratingen ein, hatte viele Freunde. Aber nach dem Krieg und nachdem die Engländer aus Ratingen abgezogen waren, kehrte er in die niederländische Heimat zurück. Lebte bis vor einem Jahr in Capelle an der Ijssel.
Er wäre in Vergessenheit geraten, hätte nicht der Sohn von Wim Holzhauer im Internet die Website des Ratinger Kinomuseums und somit den Namen Capitol gefunden. "Das ist das Ratinger Kino, in dem ich die Filme vorgeführt habe", sagte Holzhauer und schrieb dem Betreiber des Kinomuseums Capitol einen Brief. Der erste erreichte Albert Köster (71) am 6. Februar 2008.
Holzhauer schrieb von den früheren Zeiten. Er wohnte damals in der Mansardenwohnung des Kinobesitzers Otto Höhndorf. Das Kino war 1912 eröffnet worden. Es lief nicht immer gut. Otto Höhndorf hielt sich mit Süßwaren über Wasser, verkaufte neben Marmeladen auch Kaugummi.
Im Krieg liefen die Geschäfte besser. Filme mit Zara Leander, Heinz Rühmann, Harry Piel und natürlich mit Zorro, der die Menschen mit seiner Peitsche brandmarkte lockten ins Kino. Wim Holzhauer hatte viel zu tun.
"Ich kann mich gut an die Zeit erinnern", schrieb er Köster in seinem Brief, dem weitere folgten. Köster hatte ihm eine Ausgabe der "Quecke" gesandt, die einen Beitrag von Wolfgang Diedrich enthielt, der an das Capitol-Kino erinnerte. "Höhndorf war der Meinung, dass es in der ganzen Umgebung kein besseres Kino als das Capitol gegeben habe.
"Es wurden tolle Filme gezeigt", sagt Köster, der sich noch erinnert, dass er damals als Kind schon im Capitol Märchenfilme gesehen hatte.
Wim Holzhauer fand sogar in Deutschland seine Ehefrau. Am 17. Dezember 1946 wurde im Rathaus am Markt und dann in St. Peter und Paul geheiratet. Die Brautmesse hielt Kaplan Gerhard Rosenbaum. 2006 wurde die Eiserne Hochzeit gefeiert.
Holzhauer hat Köster versprochen, ihn und sein Nostalgie-Museum zu besuchen. Sein Sohn könne ihn fahren. Doch dann brach der Briefkontakt ab. Holzhauer, jetzt 90 Jahre alt, wollte mit seiner Frau in eine kleinere Wohnung umziehen. Albert Köster hat noch keine neue Adresse der Familie. Aber wer weiß, vielleicht kommt es doch noch zu einem Wiedersehen.