Ratingen: Inspiration für die Blumenwelt

Bloom’s, eine Agentur und ein Verlag mit Sitz in Lintorf, ist zur Institution in Sachen Floristik geworden.

Lintorf. Es ist Sommer und die Sonne zeigt mal wieder, was sie kann. Im Büro von Hella Henckel ist es beinahe zu warm für den Blazer den sie trägt. Sie sitzt über Bildern von Adventskränzen. Es ist die Winterausgabe von "Profil Floral", die da gerade Gestalt annimmt. Henckel prüft die ersten Layouts. Mit Adventskränzen vom Christbasar hat das wenig zu tun: Kunstvolle Kreationen sind da inszeniert, feierlich und gewagt zugleich. Adrette Kinder strahlen die Design-Objekte an.

Bloom’s, Agentur und Verlag, versucht von Lintorf aus, die Floristen zu inspirieren. Eine ganze Branche will die Firma kreativ befruchten. Alles dreht sich in diesem Haus um Blumen, um Lebenskultur und Trends. Wobei mit den Trends alles anfängt: "Unsere Trendabteilung arbeitet zwei Jahre im voraus", sagt Henckel. Denn künstlich schaffen könne man Trends nicht. "Man muss sie erspüren, sie liegen in der Luft und kommen wie ein Schwall über uns." Die vierköpfige Forschungsabteilung liest dazu Zeitschriften, geht auf Messen, hält Augen und Ohren offen - und witterte auf diese Art schon vor zwei Jahren, was heute an floraler Lebenskultur angesagt ist.

Exotische Blumen sind gerade passé, Heimat ist Kult. Statt Strelizie sind Kornblume, Mohn und Margarite angesagt, karierte Handtücher sind wieder erlaubt. "In der Krise konzentrieren sich die Leute wieder mehr auf ihr Zuhause", hat Henckel beobachtet. Sie glaubt, dass sich selbst Wirtschaft und Politik ein wenig in der Blumenmode niederschlagen.

Auf das Geschäft von Blooms wirken sie sich jedenfalls ganz direkt aus. Blumen gelten vielen Menschen als Luxus, an dem zuerst gespart wird. Reihenweise haben Floristen deshalb schon kapituliert - womit auch für die Lintorfer Spezialisten Kundschaft wegbricht. "Das letzte Jahr hat uns stark gebeutelt", sagt die Chefredakteurin, die Blooms auch mit gegründet hat und zu einem Viertel an dem Unternehmen beteiligt ist.

Was besonders ins Gewicht fällt, sind die aufwändigen Fotos. Die werden meist im eigenen Studio in Minden geschossen. Gelegentlich werden auch Schauplätze angemietet, mit dem passenden Mobiliar ausgestattet, Models, Visagisten und Fotografen gebucht. "Der logistische Aufwand ist enorm", sagt Henckel. Zwei Drittel der Unternehmenskosten, so schätzt sie, werden für Bilder ausgegeben.

Nur logisch, dass dieses kostbare Gut so oft wie möglich vermarktet wird. Im Laufe der Jahre hat Bloom’s eine ganze florale Medienwelt geschaffen. Drei Fachzeitschriften richten sich an die Profis, sie werden in acht Sprachen übersetzt und weltweit vertrieben. Für die privaten Blumenliebhaber gibt es das Magazin "Bloom’s". "Eigentlich ist das ein Abfallprodukt", sagt Hella Henckel und lacht. "Tolle Bilder sind ja schon da, die werden nochmal anders abgemischt, eine Story drumrumgestrickt, fertig."

Auch Bücher werden von den 45 Mitarbeitern kreiert. Gerade erst hat sich Henckel selbst als Autorin auf die Reise gemacht und Blumenbinder in ganz Deutschland portraitiert. Der dicke Hochglanz-Bildband ruht jetzt im wandhohen Bücherregal, neben den anderen Bloom’s-Titeln. Wie etwa den Muster-Büchern. Auf hunderten Seiten wird da beispielsweise gezeigt, wie fantasievoll und grundverschieden Trauerkränze aussehen können. Das erleichtert die Verständigung im Blumenladen: Kunden müssen nicht die passenden Worte finden, sondern bloß aufs Bild zeigen.

Es ist eine Erfolgsgeschichte, die Hella Henckel mit ihren drei Mitgründern seit 15 Jahren schreibt. Trotz aller Widrigkeiten. Anfang der 90-er Jahre wollten die vier der Branche Leben einhauchen, ihr mehr Farbe und Esprit geben. "Das erste Heft ,Profil floral’ war eine kleine Revolution", sagt Henckel. Lange Fotostrecken, ein ausgestanztes Ornament im Titel, kreativer Input auf jeder Seite - das gab es noch nie. Bei der ersten Auflage war sogar der Drucker ein wenig überfordert: Er nahm den falschen Kleber für die Bindung. Henckel: "Das Heft fiel einfach auseinander."