Wülfrath: Neues Leben im Fachwerkhaus "Glocke"
Mit viele Liebe zum Detail renoviert Rainer Schöneich Wülfraths bekanntetes Fachwerkhaus.
Wülfrath. Zwei Jahre lang fristete sie ein Mauerblümchendasein. Ihre Türen waren verriegelt, die Fensterscheiben milchig und drinnen herrschte Totenstille. Seit knapp vier Wochen aber regt sich in der "Glocke" was.
Noch sind es zwar nur Handwerker, die in Wülfraths bekanntestem Fachwerkhaus ein- und ausgehen. Aber in Kürze werden Familien dem romantischen Gemäuer am Kirchplatz wieder Leben einhauchen. Rainer Schöneich, Immobilienhändler, Fachwerk-Liebhaber und Wülfrather, hat das stattliche Haus gekauft und baut es derzeit um.
Auf den beiden Etagen - unten mit Souterrain, oben mit Dachgeschoss - entstehen zwei Mietwohnungen, die schon in einem Monat bezugsfertig sein sollen. "Wir sind gut im Zeitplan", sagt Schöneich, für den die "Glocke" nicht das erste Fachwerkhaus ist, das er im wahrsten Sinne des Wortes aufmöbelt.
In den vergangenen 20 Jahren sind schon zehn Häuser in Wülfrath zusammen gekommen, die Schöneich vom hässlichen Entlein in wunderbare Wohnwelten verwandelte. Von daher kennt er sich mit den Vorschriften des Denkmalschutzes bestens aus.
Denn die müssen bei einem Haus, das 1678 erbaut wurde, in jedem Fall eingehalten werden. Natürlich sei es etwas anderes, wenn man ein Haus aus dem 17.fürs 21. Jahrhundert fit macht, sagt Schöneich. "Da gibt es eine Menge Bestimmungen. Sie reichen vom Erhalt der Bausubstanz bis hin zu detaillierten Fragen der Innengestaltung." Schließlich dürfe das Gebäude seinen Charakter nicht verlieren.
Im aktuellen Fall kommt dem Bauherrn allerdings entgegen, dass die "Glocke" in den vergangenen 25Jahren als gleichnamiges Restaurant von verschiedenen Pächtern - zuletzt einem Italiener - betrieben wurde. "Aus den kleinen Räumen früherer Jahrhunderte waren schon damals größere Gasträume entstanden." Alte Wände einreißen und neue ziehen war also nicht nötig. "Die Raumaufteilung ist für Wohnungen ideal", sagt Schöneich.
Wie gemütlich es in einigen Wochen aussehen mag, kann man schon erahnen. Viel Altes von urigen Fensterbänken und knarrenden Holztreppen bis hin zu schweren Eichentüren und alten Schränken wird mit heutigem Komfort kombiniert.
Die untere Zwei-Zimmer-Wohnung einschließlich Souterrain, in dem ein modernes Bad untergebracht wird, misst 75 Quadratmeter. Die Drei-Zimmer-Wohnung in der ersten Etage mit Treppenaufgang zum Dachgeschoss hat 95 Quadratmeter. Gekrönt wird das Ganze durch den wunderschönen Ausblick. Auf der einen Seite die Altstadtgassen mit der Fußgängerzone, auf der anderen der Kirchplatz.
Potenzielle Interessenten hat Rainer Schöneich ebenfalls schon: "Dass ich mit Vorliebe Fachwerkhäuser um- und ausbaue, hat sich im Laufe der Jahre herumgesprochen." So hat er schon eine Liste mit Namen derer, die gerne in solch ein Schmuckstück einziehen würden. "Meist sind es junge Paare oder Familien. Für Ältere ist das viele Treppensteigen nichts."