Als Neanderland kann der Kreis punkten

Interview: Der Marketing-Professor Bernd Günter mischt sich in die Diskussion um die Namensänderung des Kreises ein. Sein Vorschlag: Kreis Mettmann ist die Firma, Neanderland ihre Marke.

Kreis Mettmann. Herr Günter, braucht der Kreis Mettmann einen neuen Namen?
Günter:
Nicht unbedingt. Aber er braucht eine Marke. Wie meinen Sie das?
Günter:
Das müssen Sie sich vorstellen wie ,Persil’ und Henkel. Henkel ist die Firma, ,Persil’ die Marke. Wer ,Persil’ hört, verbindet den Begriff automatisch auch mit Henkel. Welchen Markennamen schlagen Sie vor?
Günter:
Neanderland. Seit etwa sechs Jahren gibt es in Mettmann den Arbeitskreis Stadtmarketing Neanderthalstadt. Wir haben uns auch zum Ziel gesetzt, unter eine Dachmarke zu fassen, was der Kreis und Kultur und Lebensqualität zu bieten hat. So entstand die der Vorschlag Neanderland. Klingt sehr nach Neandertalkreis, nicht wahr?
Günter:
Stimmt. Aber auf "Kreis" sollten wir im Markennamen verzichten. In Deutschland interssiert man sich für eine Stadt oder eine Region. Für einen Kreis interessiert man sich nicht. Kreis ist Verwaltung, da ist allenfalls noch das Autokennzeichen interessant. Aber Neanderland assoziiert Neandertaler, also Steinzeit. Und das klingt sehr rückwärtsgewandt.
Günter:
Das ist erstens ein Trugschluss und zweitens wäre es egal. Heute wissen wir, dass 70 bis 80 Prozent der Menschen weltweit den Neandertaler kennen. Das ist für Deutschland ein Begriff, den nur der Rhein übertrifft. Der Neandertaler ist ein Pfund, mit dem der Kreis wuchern kann. Und er ist alles andere als unmodern oder tumb. Auf ihre Art waren die Neandetaler zu ihrer Zeit Innovatoren. Also hat der Neandertaler ein Image-Problem?
Günter:
Ich glaube, wir müssen das Bild des Steinzeitmenschen noch weiter modernisieren. Der Anfang ist ja schon gemacht. Der neue Neandertaler ist optisch ganz nah am Fitnessstudio. Wäre es nicht viel einfacher, auf die Nähe zum Rhein zu setzen wie es beispielsweise Neuss macht?
Günter:
Der Fluss ist weltbekannt. Deshalb ist es natürlich richtig, den Namen zu führen. Der Rhein-Erft-Kreis hat das ja schon vor zwei Jahren erkannt. Und der Kreis Neuss heißt ja nun auch Rheinkreis. Aber aber wenn man das weiterdenkt, dann haben wir in ein paar Jahren 50 Rheinkreise. Wer nichts besseres hat, der nennt sich Rheinkreis. Und Neanderland ist besser?
Günter:
Ja. Neanderland geht über den Neandertaler hinaus. Der Begriff assoziiert den Neandertaler und den Musiker Joachim Neander. Neanderland beschreibt, wofür der Kreis Mettmann steht. Wenn nicht Neanderland, dann soll mir jemand mal eine bessere Idee nennen. Und Sie glauben, damit ließe sich dieser heterogene Kreis Mettmann einfassen?
Günter:
Ich lebe jetzt seit 15 Jahren hier im Kreis. In diesen Jahren habe ich gelernt, dass man den Niederbergischen nicht zum Bergischen und nicht zum Rheinländer machen kann. Wenn man aber behaupten will, dass diese Niederbergischen etwas Eigens haben, etwas, das sie von allen anderen abgrenzt, dann ist das der Neandertaler. Ich bin in dieser Sache sehr offen. Aber bisher hat mir noch niemand eine bessere Idee nennen können. Sehen Sie Aussichten auf Erfolg, den Markennamen zu etablieren?
Günter:
Auf jeden Fall. Der Anfang ist doch schon gemacht. Die IHK Düsseldorf gibt an internationale Gäste den Handzettel "Meet the Neanderland" aus. Der Erfolg ist messbar. Das Neanderthal Museum hatte im vergangenen Jahr 150 000 Besucher. Außerdem findet 2007 schon zum dritten Mal die Neanderland Biennale statt. Für wen braucht der Kreis Mettmann Ihrer Meinung nach eigentlich einen Markennamen?
Günter:
Die Zielgruppe sind natürlich Touristen, aber auch andere Multiplikatoren wie Reisejournalisten oder Investoren. Letztlich geht es darum, den Leuten, die nach Düsseldorf kommen, zu sagen, es gibt auch in der Region etwas zu sehen. Das ist schwer, aber nicht aussichtslos.