Ratingen: Schöner wohnen in Scheiben
Scheibenhäuser: Die LEG investiert mehr als 25 Millionen Euro in die Wahrzeichen von Ratingen West.
<strong>Ratingen. In genau zwei Monaten beginnt an der Weimarer Straße eine neue Zeitrechnung. Ab Anfang April ist nur hochmodern wirklich modern genug für das erste der drei Scheibenhäuser. Die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) will in den nächsten fünf Jahren mehr als 25 Millionen Euro in die drei Gebäude investieren, die Ratingen West seit 35 Jahren ein Gesicht geben. Die Papageienhäuser sollen Federn lassen und als eine Art Schwanenpaläste aus der Frischzellenkur zurückkehren. "Was wir hier machen, ist state of the art in der Wohnungswirtschaft", sagt LEG-Geschäftsführer Oliver Gabrian und verspricht den etwa 500 Mietern im sozialen Wohnungsbau an der Weimarer Straße fürstliche Zeiten: Mehr Licht, mehr Platz, mehr Service - mehr Qualität. Wenn die Bauarbeiter nach etwa einem Jahr fertig sind, werden die Ratinger ihre "Papageien" nicht wiedererkennen. Das zumindest verheißen die Zeichnungen der Architekten.
Die neue Eingangshalle ist anderthalb Stockwerke hoch
Die bunte Verkleidung verschwinden von der Fassade, deren Farben schon seit einigen Jahrzehnten nicht mehr zeitgemäß sind. Sie machen modernen Aluminiumplatten Platz. Und nach dem Ende des dritten Bauabschnittes im Jahr 2012 überspannt ein blaues Lichtband in drei Metern Höhe den gesamten Gebäudekomplex. Es soll den Wiedererkennungswert ersetzen, der verloren geht, wenn die Fassaden nicht mehr bunt sind.
Über die gesamte Breite des Gebäudes erstreckt sich ein Vordach. Die kleinen, fast angsteinflößenden Eingänge werden an die Vorderfront verlegt und weichen weiten Toren, die den Besucher in eine Art Hotel-Foyer lassen. In der anderthalb Stockwerke hohen Eingangshalle bekommt der Hauswart ein großes, gläsernes Büro. Das gesamte Objekt wird mit Hilfe von 20 bis 30 Kameras überwacht. Was auf den Fluren des Wohnblocks geschieht, ist im Foyer auf großen Flachbildschirmen zu sehen.
Überhaupt ist Sicherheit ein Trumpf im neuen Wohnkonzept der LEG für den Hochhauskomplex. Künftig kommt nur noch in die Häuser, wer einen speziellen Chip besitzt. Die Zeiten des Hausschlüssels sind vorbei - erst an der Weimarer Straße, später auch in den anderen bunten Klötzen.
"Was wir hier machen, ist auch für die LEG völlig neu", sagt Gabrian. Demnach sollen die Scheibenhäuser ein Vorzeigeobjekt der Landesgesellschaft werden, die allein in Ratingen West fast 2700 Wohnungen besitzt. Nach und nach plant die LEG, ihren gesamten Bestand in Ratingen auf Vordermann zu bringen. "Weit mehr als 50 Millionen Euro" sind nach Firmenangaben dafür notwendig. "Wir sind keine Sozialromantiker, wir schreiben dadurch bessere Zahlen"
Der dickste Brocken sind die drei Scheibenhäuser. Durch Befragungen seien die Bedürfnisse der Kunden und die Mieterstruktur ermittelt worden. Sicherheit, Sauberkeit und Ordnung hätten beiden Leuten in den Papageienhäusern offenbar oberste Priorität. Seit die LEG ihre Präsenz erhöht habe, das Miteinander der Hausgemeinschaften fördere und mit Hilfe der Mieter auf Sauberkeit und Ordnung achte, sei beispielswise die Zahl der Containerbrände deutlich zurückgegangen. Das gelte auch für, Graffities, die Schmierereien an den Hauswänden.
Und nun ist die Zeit, den Wohnkomfort zu erhöhen. Das geschieht unter anderem dadurch, dass die mehr als 30 Jahre alten Bäder saniert werden. Darüber hinaus stehen neue Fenster und eine neue Fassade auf dem Plan. All das ist nötig, damit die Häuser den angepeilten Niedrigenergie-Haus-Standard erreicht, mit dessen Hillfe die LEG die Nebenkausten im Zaum halten will. Sie rechnet damit, dass der Heizkosten pro Quadratmeter gemessen an den aktuellen Energiekosten um ein Drittel sinken. Und dadurch, dass die Mietpreise im Zuge der Modernisierung nicht steigen sollen, machen die Mieter womöglich auch noch ein gutes Geschäft.
Das alles hat mit Gutmenschentum freilich wenig zu tun. "Wir sind keine Sozialromantiker. Wir kümmern uns um unseren Bestand und schreiben dadurch bessere Zahlen", erklärt Gabrian.