Kabarett: DDR-Humor am Tresen
Der Wahl-Mettmanner Steffen Lutz Matkowitz kommt nach Ratingen. Im Gepäck: feinstes Polit-Kabarett in derbstem Sächsisch.
Ratingen. Er gehört längst zu den gern gesehenen Stammgästen in Ratingens Kabarettlandschaft: Steffen Lutz Matkowitz, Gründer und künstlerischer Leiter des Kabaretts "Leipziger Brettl". Bevor er in Leipzig sein neues Programm "Das Ding mit den zwei Beinen - die deformierte Schöpfung" auf die Bühne bringt, präsentiert er noch einmal einen Querschnitt durch sein bisheriges Schaffen. "Gelumbe, Arschgrieschor, Bleede - Reprise" heißt der kleine sächsische Streifzug durch die letzten Brettl - Programme. Der Titel verrät es bereits: Es wird mitunter ein wenig derber. "An einigen Stellen habe ich manchmal überlegt, ob ich das so überhaupt bringen kann, aber letztlich darf man sich einiges erlauben, wenn man nur danach wieder versöhnlich wird", gibt Matkowitz zu. "Was machen wir aus unserem schönen Land?" Und sein Instinkt trügt ihn selten. "Die Kollegen in Leipzig haben mir immer gesagt, so was könne man im Westen gar nicht machen, das interessiert da keinen. Aber die Leute hier sind immer begeistert!" Natürlich findet das Gastspiel im Diebels am Markt statt, denn es gibt Programme, die kann man nur in bestimmten Lokalitäten spielen. "Ich habe mich hier erst einmal als Gast umgesehen, und als ich von dem Lokal und dem Service überzeugt war, habe ich mich für das Diebels entschieden", erläutert der Kabarettist seine Wahl. "Ich möchte an die klassische Kabarettform anknüpfen, damals hat man auch in Gaststätten gespielt." Matkowitz bezieht das Publikum gerne mit ein, daher spielt er lieber in gemütlicher Kneipenatmosphäre, als in großen Stadthallen, denn seine Programme funktionieren einfach anders: "Die Länge des Programms variiert je nach Publikumsbeteiligung. Es kam sogar vor, dass ich mich so mit den Leuten verquatscht hatte, dass ich eine ungeplante Pause einschieben musste", erinnert er sich schmunzelnd. Auch wenn der Sächsische Dialekt ein wichtiger Aspekt ist, stellt der Wahl-Mettmanner doch klar, dass es sich keineswegs um ein Mundartprogramm handelt, sondern um zeitgemäßes politisches Kabarett. Gerade die zwar absurd komischen aber doch unschönen Erinnerungen an das DDR-System sind noch immer aktuell, denn Matkowitz fühlt sich in der heutigen BRD in vielem immer mehr an die alte DDR erinnert. Gejammert wird bei ihm aber nicht. Vielmehr will er Bewusstsein für politische Entwicklungen und Missstände schaffen - und das kann ein Sachse eben am besten auf Sächsisch. "Die Frage ist doch: Was machen wir aus unserem schönen Land?"
- "Leipzscher Schnauze" und besten DDR-Humor gibt es am Freitag, 26. Januar um 20 Uhr im Diebels am Markt. Eintritt: zwölf Euro.