Aufregung in Hilden Die Stadt tauscht Straßenbäume aus

Hilden · Eine Platane ist schon entfernt, zwei weitere sollen folgen. Davon wurden Anwohner des Johann-Strauß-Weges überrascht. Die Bürger stellen nun Forderungen. Das sagt die Stadt Hilden dazu.

Die erste Platane am Johann-Strauß-Weg wurde Samstag gefällt, zwei weitere sollen folgen.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Samstagmorgen wollte Elisabeth Hasewinkel schnell zum Bäcker. Nur eine kurze Besorgung, doch als sie zurück kam, war die erste Platane schon zu Kleinholz verarbeitet: Baumfällungen verärgern am Johann-Strauß-Weg derzeit die Anwohner. Der erste Baum ist bereits am Samstag niedergelegt worden – von einem „Baumfällkommando aus Essen“, wie Gisela Jülke, eine weitere Anwohnerin, aufgebracht schildert. So wie ihr ging es auch anderen: Aufgeschreckt durch das Geräusch der Motorsäge standen die Nachbarn am Samstag in ihren Hauseingängen und diskutierten, als Elisabeth Hasewinkel wieder vom Bäcker zurückkam. „Hier war richtig was los“, berichtet die ehemalige CDU-Ratsfrau. Doch der Unmut wird nichts nutzen – es sollen noch zwei weitere Bäume gefällt werden. Das teilt die Stadt Hilden jetzt auf Nachfrage mit.

1981 ist Elisabeth Hasewinkel in das damalige Neubaugebiet an den Johann-Strauß-Weg gezogen. Zu dieser Zeit, so erinnert sie sich, wurden auch die Bäume entlang der Straße gepflanzt. „Die sind also jetzt gut 40 Jahre alt“, weiß sie. Umso schlimmer findet sie es, dass die Platanen mit ihren üppigen Kronen nun gefällt werden – und dass es von der Stadt Hilden keine Vorabinformation gab. Allerdings, so habe sie zwischenzeitlich erfahren – die ehemalige Ratsfrau hat noch Kontakte in die Stadtverwaltung – sollen die Wurzeln der Platanen schadhaft sein. Und an dieser Stelle vertraue sie den Fachleuten: „Ich glaube nicht, dass die Stadt Hilden Bäume leichtfertig abholzen lässt.“

Das sieht Anwohnerin Gisela Jülke anders. Sie hätte gerne ein Gutachten gesehen, das den schlechten Zustand der Bäume bestätigt. Und auch Dieter Donner, Vorstandsmitglied von Orts- und Regionalgruppe des Naturschutzverbandes BUND in Hilden hat Verständnis für das Misstrauen der Nachbarn: „Über solche Maßnahmen muss informiert werden. Die Anwohner werden ständig überrascht davon.“

Die Stadt Hilden rechtfertigt ihr Vorgehen. „Eine Information ist nicht erfolgt, da es sich um routinemäßige Arbeiten handelt, die der Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit und Straßenentwässerung dienen“, erläutert die stellvertretende Leiterin des Fachbereichs Tiefbau und Grünflächen, Katrin Hölling. Tatsächlich werden die Bäume gefällt, weil die Wurzeln Schäden am Gehweg, an Stellflächen, der Fahrbahn und insbesondere den Entwässerungseinrichtungen angerichtet haben. Eine Ableitung von Regenwasser sei so nur noch beschränkt möglich.

Die Ultima Ratio ist
der Austausch des Baumes

Mit „sanften Baumpflegemaßnahmen“, wie Dieter Donner sie fordert, könne in diesem Falle nichts ausgerichtet werden: „Diese Maßnahmen sind, wenn überhaupt, nur im Kronenbereich möglich. Das Wurzelwachstum einzuschränken ist nicht möglich, ohne Schäden am Baum zu verursachen“, erläutert Hölling. Selbstverständlich sei die Fällung von Bäumen nur der letzte Ausweg; zuvor versuche man, mit „niederschwelligen Regulierungsarbeiten Abhilfe zu schaffen“. Doch wenn diese immer nur kurzfristige Ergebnisse liefern und ein dauerhafter Erfolg nicht absehbar sei, erfolge ein Austausch der Bäume. „Am Johann-Strauß-Weg ist nunmehr eine nachhaltige Lösung angezeigt“, sagt Hölling.

Naturschützer Dieter Donner wünscht sich ebenfalls eine nachhaltige Lösung – die er jedoch in einer strengeren Baumschutzsatzung sieht, die seiner Ansicht nach womöglich auch die alten Platanen hätte schützen können. Dem hält die Stadtverwaltung indes entgegen, dass Straßenbäume Teil der öffentlichen Straßenflächen seien „und insofern in die Funktionsanforderungen der Straße eingebunden sein müssen. Eine Änderung der Baumschutzsatzung hätte daher keine oder kaum Auswirkungen auf die Sanierung von Straßenbäumen.“ Die Stadt Hilden hätte die Bäume natürlich auch gerne erhalten, „aber in Abwägung aller Interessen – auch die der Anwohner hinsichtlich der Verkehrssicherheit und einer funktionstüchtigen Niederschlagsableitung – ist es die richtige Maßnahme, die Bäume auszutauschen“, heißt es aus dem Rathaus. Und so müssen die Anwohner damit rechnen, dass die Arbeiter aus dem Ruhrgebiet auch die anderen beiden Platanen noch fällen. Ein kleiner Trost: Im Herbst sollen vier neue, dem Standort angepasste Bäume gepflanzt werden, verspricht die Stadtverwaltung.