Anwohner sind verärgert über Leerstand
Im Dichterviertel sind Häuser aus Bundeseigentum unbewohnt. Es sollen Flüchtlinge einziehen.
Hilden. Antje Heimburger-Gottelt ärgert sich. Als sie vor vier Jahren mit ihrem Mann ein Haus an der Silcherstraße kaufte, „versicherte man uns, dass auch die anderen leer stehenden Häuser schnell vermarktet werden würden“, sagt sie. „Das ist bis heute nicht passiert — obwohl es in Hilden viele Familien gibt, die Wohnraum suchen!“ Wie ihr geht es auch ihren Nachbarn: Die Leerstände und die Ungewissheit, was mit „ihrem“ Viertel passiert, empören sie, die teilweise seit Jahrzehnten hier leben. „Ich will wissen, was hier vor sich geht“, sagt Ulrike Lalyko. „Zugewucherte Grundstücke und verfallende Häuser ziehen nicht nur wilde Tiere an.“
Die Häuser, von denen die Rede ist, stehen an der Silcherstraße und am Brahmsweg. Eines ist seit fünf Jahren unbewohnt und verfällt sichtlich. Andere stehen seit 2014 leer. Die Häuser sind unterschiedlich groß, vom Prinzip her aber Einfamilienhäuser mit großen Gärten. Eigentümer und Verwalter der Immobilien ist der Bund, von ihm haben Gottelts ihr Haus auch gekauft — und mit viel Geld und Eigenleistung in ein kleines Schmuckstück verwandelt. „Wir wissen von anderen Hildenern, dass sie es sehr gern ebenso machen würden, aber die Häuser wurden bisher nicht angeboten“, erzählt ein Anwohner. Die Nachbarinnen nicken. Das Unverständnis ist groß. Tatsächlich hat die Stadt bisher nicht offiziell über den genauen Fortgang informiert — gelobt aber, dies zu tun. „Wir haben einen unterschriebenen Mietvertrag über fünf der sieben Häuser mit dem Bund“, sagt Erster Beigeordneter Norbert Danscheidt. „Wir bekommen die Häuser überlassen. Aber nur, wenn wir sie zur Unterbringung von Asylbewerbern nutzen, die entweder anerkannt sind oder deren Verfahren weit gediehen ist.“
Personen also, die wohl bleiben dürfen, aber keine Chance haben, auf dem Markt eine Wohnung zu finden. Danscheidt: „Bisher liegt uns die Zustimmung zur Sanierung nicht vor, die der Bund zahlen will.“ Sobald diese da sei, würden die Häuser hergerichtet und anschließend mit Flüchtlingen belegt. Ob das Einzelpersonen oder Familien sein werden? „Die Wohnflächen bieten sich für Familien mit Kindern an.“ Mehrere Einzelpersonen seien nicht ausgeschlossen, gewiss ist: keine Minderjährigen.
Gegen Familien mit Kindern haben die Anwohner nichts, Hauptsache der Leerstand wird überwunden, heißt es — auch wenn die Angst vor einem Wertverlust der eigenen Immobilien mitschwingt. Nur: Vor fünf Jahren, als die ersten großen Häuser leer gezogen wurden, war von einer Asylkrise keine Rede. Norbert Stahl von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben begründet das mit „vielen Zuständigkeiten und vielen Diskussionen“. So habe man damals geprüft, ob eine Unterteilung der Grundstücke möglich wäre. Auch habe man Häuser vermarkten wollen, „aber für den Preis, den wir erzielen wollten, haben wir niemanden gefunden“. Stahl spricht von 375 000 Euro, die nicht erreicht werden konnten: „Wir hatten Angebote von Kaufinteressierten, die aber alle zurückgezogen wurden.“
Die Regierung habe 2015 verfügt, dass der Bund den Städten bei der Unterbringung von Asylsuchenden hilft, auch mit der Überlassung von Wohnraum. Hilden habe Bedarf angemeldet, dem sei man nachgekommen, heißt es. Und: „Wenn kein Bedarf besteht, vermarkten wir die Häuser später natürlich.“ Fragen bleiben offen. Was passiert mit den beiden Häusern, die nicht in dem Vertrag zwischen Bund und Kommune auftauchen? Böse Zungen behaupten, hier spekuliere der Bund: Wenn sie erst genug verfallen sind, lohnt sich eine Instandsetzung nicht mehr. Abriss und Neubau von wesentlich mehr Wohneinheiten auf den 1000-Quadratmeter-Grundstücken lägen dann wohl nahe.