Auch Plätze für über Dreijährige sind rar

Die Gruppenstärken in Hildener Kitas sind angehoben worden. Eltern müssen lange warten.

Foto: dpa/Hildenbrand

Hilden. Immer mehr Eltern lassen ihre kleinen Kinder betreuen. 2008 stellte die Stadt 150 U 3-Plätze zur Verfügung. Heute sind es 551 — fast viermal so viele. Dafür wurden Plätze für Drei- bis Sechsjährige in U 3-Plätze umgewandelt. Folge: Jetzt gibt es zu wenig Ü 3-Plätze. Davon stehen in Hilden aktuell 1371 zur Verfügung. Zum Vergleich: 2008 waren es noch 1501. „Die Zielvorgabe 99,49 Prozent der Kinder im Alter von über drei Jahren mit einem Betreuungsplatz zu versorgen, konnte nicht erreicht werden“, berichtet Noosha Aubel, Leiterin des Amts für Schule, Jugend und Sport, im Jugendhilfeausschuss, der heute tagt: „Die Versorgung gelingt nur durch 121 Überbelegungen und Wartezeiten von bis zu sechs Monaten.“

Ursache seien zwei Entwicklungen. Zum einen hat Deutschland in kurzer Zeit fast eine Million Flüchtlinge aufgenommen. Darunter waren auch viele Familien mit Kindern. Das Jugendamt weiß nicht, wie viele Familien mit Kindern zwischen null und sechs Jahren der Stadt Hilden zugewiesen werden. Aktuell (Stand: 21. Januar 2017) leben 72 Flüchtlingskinder in Hilden. 15 besuchen einen Kita und neun eine Spielgruppe. Sie soll die Flüchtlingskinder auf den Kindergarten vorbereiten. Allerdings haben so wenig Flüchtlingskinder an der Spielgruppe teilgenommen, dass sie bereits wieder geschlossen wurde. Der Standort Grundschule Schulstraße war offenbar nicht gut zu erreichen, glaubt Aubel. Eltern kannten das Angebot wohl nicht oder sahen keine Notwendigkeit ihre Kinder dorthin zu schicken, weil sie das deutsche Bildungssystem nicht verstehen. Das Jugendamt denkt jetzt darüber nach, Spielgruppen in einer oder zwei Flüchtlingsunterkünften einzurichten.

Es werden wieder mehr Kinder geboren. Das ist die zweite Entwicklung, die den Planern einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Zum 1. August soll die neue Mega-Kita „Nordlichter“ auf dem Gelände der früheren Theodor-Heuss-Schule an den Start gehen mit 32 U 3- und 73 Ü 3-Plätzen. Bereits jetzt liegen 58 Anfragen von Eltern vor. Die „Nordlichter“ sollten helfen, die Überbelegung um 50 Prozent zu reduzieren. „Dies gelingt aufgrund der Bevölkerungsentwicklung in Hilden nicht“, stellt Noosha Aubel fest.

Probleme gibt es auch bei der Kindertagespflege. Dort gibt es aktuell 220 Plätze. Die Kinder werden von rund 64 Tagesmüttern und -vätern, darunter 16 von außerhalb, betreut. „Die Nachfrage ist weiterhin sehr hoch“, berichtet die Leiterin des Amts für Schule, Jugend und Sport: „Es ist nach wie vor schwierig, neue Tagespflegepersonen für Hilden zu gewinnen, um der laufenden Fluktuation entgegenzuwirken.“

Die Stadt Hilden kann den Rechtsanspruch der Eltern im Moment nur durch Anhebung der Gruppenstärken (124 Plätze) sowie Wartezeiten für Eltern von bis zu sechs Monaten erfüllen, stellt Jugenddezernent Sönke Eichner fest: „Ab August 2018 sollten weitere 80 Plätze geschaffen werden.“ Wo, wie und zu welchen Kosten, werde gerade im Jugendamt überlegt. Die Stadt zahlt bereits aus eigener Tasche für die Kinderbetreuung rund 5,1 Millionen Euro im Jahr. Im Haushalt klafft ein Defizit von vier Millionen Euro.