Hilden Nur noch Schutt bleibt von der A 3-Brücke
Hilden. · Beton der alten Brücke am Hildener Autobahnkreuz wird abgebrochen. Sand schützt den Belag der A 46 vor Beschädigungen bei dem aufwendigen Abriss. Die Arbeiten müssen schnell gehen.
Ohrenbetäubender Lärm hängt über der Baustelle, dicke Staubwolken steigen in die Luft. Das Stemmen ist kilometerweit zu hören. Sieben schwere Maschinen stemmen, bohren, hämmern und knabbern unermüdlich am harten Material der 65 Meter langen und 26 Meter breiten Brücke (800 Kubikmeter Stahlbeton), die über 50 Jahre gute Arbeit leistete und zuletzt täglich rund 230 000 Pendler zuverlässig über das Kreuz Hilden beförderte. Das Gerippe des Baus ragt bedrohlich heraus. Dicke Brocken plumpsen im Minutentakt auf die darunterliegenden Fahrbahnen der A 46, aufgefangen von 3000 Tonnen Sand, die den Belag schützen, weiterverarbeitet von weiteren schweren Maschinen, die die Brocken zerkleinern und abtransportieren.
Beton wies bereits Korrosion auf, die Zugkraft ließ langsam nach
Der Beton ist hartnäckig. „Der verbaute Stahl ist aber nicht gut“, sagt Romina Korrenz, während sie die Arbeiten der hydraulischen Maschinen auf und unter der Brücke beobachtet. Untersuchungen haben ergeben, dass der Stahl im Bauwerk Spannungsrisskorrosion aufweist. Billiges Material, das im Bauboom der 60er Jahre verwendet wurde und dessen Zugkraft langsam nachlässt. „Durch die Spannung und die enorme Belastung hat das Material angefangen zu rosten. Es haben sich Risse gebildet“, erklärt die Bauingenieurin des Landesbetriebs für Straßenbau (Straßen NRW) nüchtern. „Dadurch verliert der Stahl an Festigkeit.“ Im Klartext: Die Brücke könnte einstürzen. Nicht sofort, betont Korrenz. „Vielleicht würde sie auch noch 20 Jahre halten. Aber wir wissen es eben nicht.“ Bis Ende 2020 soll daher eine neue Autobahnbrücke stehen. „Es handelt sich um einen reinen Ersatzbau. Viele glauben, wir würden das Kreuz verbreitern und ausbauen. Aber dem ist nicht so“, versichert Korrenz. Zumindest noch nicht. Die Pläne zum Ausbau befinden sich nämlich noch in einem ganz frühen Stadium.
Um den Verkehr bis dahin aber sicher und flüssig über eine der meist befahrenen Autobahnen fließen zu lassen, ist eine neue Brücke nötig. Bereits seit Herbst 2018 wurde die Maßnahme baulich vorbereitet und Behelfsbrücken errichtet. Die Verkehrsführung, gibt die Bauingenieurin zu, sei bei diesem Projekt die größte Herausforderung: „Wir befinden uns hier an einem neuralgischen Punkt und wir müssen zu jeder Zeit mindestens eine Fahrspur in jede Richtung aufrechterhalten.“
Das mache den Neubau so schwierig: Vollsperrungen, wie an diesem Wochenende, können nicht beliebig anberaumt werden – „auch wenn viele Autofahrer das so denken“, sagt die Projektleiterin. Während sie an der Brücke steht, mit orangefarbener Jacke und Helm, und erklärt, fährt ein Autofahrer wild gestikulierend über die Behelfsbrücke. Offenkundig findet er die Sperrung überhaupt nicht gut. Korrenz zuckt mit den Schultern. „Als Mitarbeiter des Landesbetriebs muss man schon teflonbeschichtet sein.“ Ähnlich wie die Rettungskräfte seien auch die Mitarbeiter im Straßenbau regelmäßig Beschimpfungen ausgesetzt. Niemand stehe gerne im Stau.
Und Vollsperrungen seien nicht beliebig. Davor müssten viele Punkte abgeklärt werden, etwa ob wichtige Termine, wie Bundesligaspiele oder Messen, in den von der Sperrung betroffenen Städten anstehen. Auch der Berufsverkehr dürfe nicht zusätzlich belastet werden. „Die Bauzeit ist so eng getaktet und so verkürzt“, sagt Korrenz, schneller könne gar nicht gebaut werden. Die Baufirma arbeitet während der zweieinhalbtägigen Vollsperrung unter Hochdruck, zeitgleich mit zehn Mitarbeitern im Schichtdienst, 24 Stunden lang. „Anders geht es nicht. Der Verkehr muss am Montag ab 5 Uhr wieder fließen“, sagt Romina Korrenz abschließend.