Berufsalltag statt Schulbank
Beim „Social Day“ haben Haaner Realschüler einen Tag lang in einem Betrieb gearbeitet. Die Hälfte ihres Lohns spendeten sie an die Einrichtung „KiD“.
Haan. Tim steht auf schnelle Autos. „Ich möchte unbedingt Kfz-Mechatroniker werden“, sagt der Achtklässler der Emil-Barth-Realschule. Diesem Ziel ist er im Rahmen des „Social Day“ bereits näher gekommen. Der 14-Jährige arbeitete einen Tag in einer Haaner Tuning-Werkstatt, wechselte dort Zündkerzen und reichte seinen Vorbildern Werkzeuge — alles für einen guten Zweck.
Das in Düsseldorf initiierte Projekt sieht vor, dass Schüler die Hälfte ihres Lohns an die diagnostisch-therapeutische Einrichtung „Kind in Düsseldorf“, kurz: „KiD“, spenden. Der Rest geht an die Schulen. Die mehr als 140 Schüler der Emil-Barth-Realschule haben mit ihren Ein-Tag-Jobs im vergangenen Juli rund 3000 Euro verdient. Schulleiter Reinold Mertens übergab seinen Schülern gestern einen Scheck im Wert von 1500 Euro.
„Der ,Social Day’ fördert soziales Lernen und ehrenamtliches Engagement“, sagt Mertens. „Ob in der Altenpflege oder Schule — ohne Ehrenamt geht heute nichts mehr.“ In der Haaner Realschule zum Beispiel schmieren engagierte Eltern Brote, die in den Pausen zum Selbstkostenpreis verkauft werden. Nun konnten sich die Schüler zum ersten Mal selbst ins Zeug legen — und haben es mit Bravour bewältigt.
„Alle Schüler haben sich selbst den Arbeitsplatz gesucht. Das ist großartig“, sagt der Schulleiter. Schließlich hätten viele Jugendliche später Scheu, zum Telefon zu greifen, um sich einen Ausbildungsplatz zu suchen. Mertens Klassen fünf, sechs, sieben und acht seien dank des „Social Days“ bereits einen Schritt weiter. Zudem erlebten sie den Berufsalltag — den Umgang mit erwachsenen Kollegen.
Der zwölfjährige Jonas schwärmt von seinen sieben Stunden als Mitarbeiter einer Hildener Schreinerei. „Wir haben bei Kunden Fenster ausgewechselt und Feuerschutzwände kontrolliert. Dann habe ich noch eine Tür lackiert und Holz geschmirgelt“, sagt der Siebtklässler, der später Segelboote bauen möchte.
Dass Arbeiten anstrengender sein kann, als auf der Schulbank zu sitzen, machte am „Social Day“ den wenigsten Schülern etwas aus. „Ich habe auf einem Bauernhof sieben Stunden lang Raps geschaufelt. Es war total heiß, hat aber richtig Spaß gemacht“, erzählt der zwölfjährige Bela.
Zwei Schüler hatten sogar einen Job bei Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Andere wollen, dass ihre Tätigkeit keine einmalige bleibt. Vier Jugendliche gehen nun regelmäßig in die Betriebe — auch Tim. „Ich interessiere mich einfach für Autos und möchte noch mehr lernen“, sagt er.