Hilden Flashmob: Pflegekräfte werben für ihren Beruf
Hilden/Haan. · Mit Aktionen zum „Tag der Pflege“ haben Pfleger auf ihre Situation aufmerksam gemacht.
Beim Stichwort Pflege fällt vielen spontan der Zusatz „Notstand“ ein. Oder „ausgebrannte Mitarbeiter“, „schlechte Bezahlung“, „vernachlässigte Senioren“. „Das ist alles nicht falsch, beschreibt aber nur einen Ausschnitt der Wirklichkeit“, betont Beate Linz-Eßer, Geschäftsführerin der Seniorendienste Stadt Hilden: „Pflege macht auch Freude und ist ein begehrter Ausbildungsberuf. Das Leben ist schön und kann trotz Pflegebedürftigkeit Spaß machen.“ Das haben gestern mehr als 60 Senioren, Pflegende, Auszubildende und ehrenamtliche Mitarbeiter eindrucksvoll demonstriert – mit einem spontanen Tanz auf der Mittelstraße. So wie auch in Haan, Erkrath und Mettmann.
Viele Passanten blieben stehen, hörten zu und applaudierten. „Super, tolle Aktion“, fand Bärbel Wilmzig, die zufällig vorbei kam. Die 58-Jährige arbeitet seit 26 Jahren als Krankenschwester in einer Klinik und weiß nur zu gut, was Pflege bedeutet. „Für diesen Beruf muss man geboren sein, man braucht Empathie“, erzählt sie. Sie habe ihren alten Vater lange zu Hause versorgt: „Dann wurde er dement, und es ging nicht mehr. Ich musste ihn in ein Heim geben. Es bricht einem das Herz.“ Die Politik müsse sich mehr um die Pflege kümmern, fordert die Krankenschwester: „Das muss jetzt was passieren. Es ist höchste Zeit.“ Das sieht Sylvia Menke-Stollenberg auch so. Die Leiterin der Ambulanten Dienste bei der Diakonie Kirchenkreis Düsseldorf-Mettmann hatte die Idee zu dem Flashmob.
So nennen junge Leute Spontan-Demonstrationen auf der Straße. „Die Krankenkassen zahlen für die Pflege zu wenig. Das führt bei den Pflegenden zu einem hohen Arbeitsdruck.“
Im Vergleich zu Männerberufen würden Pflegende immer noch schlecht bezahlt, differenziert Beate Linz: „Aber insgesamt ist die Entlohnung gut und attraktiv. Ambulante und stationäre Pflege werden jetzt gleich bezahlt.“
Die Zahl der Auszubildenden haben sich in den vergangenen sechs Jahren in NRW auf mehr als 21 000 mehr als verdoppelt: „Unter den begehrtesten Ausbildungsberufen liegt die Altenpflege auf Rang vier.“
Hilden ist die einzige Stadt im Kreis Mettmann, die eigene Seniorenheime betreibt. „Das ist ein Glück“, meint Bürgermeisterin Birgit Alkenings: „Auch das es so viele verschiedene Träger und so viele ehrenamtliche Helfer in der Altenpflege gibt.“ Die Seniorendienste der Stadt Hilden schreiben schwarze Zahlen. „Bei uns steht nicht der Profit im Vordergrund, sondern die gute Versorgung“, betont Geschäftsführerin Beate Linz: „Wir arbeiten aber wirtschaftlich. Da sind in anderen Städten Fehler gemacht worden.“