Haan Meike Lukat bringt Gruiten als Hochschulstandort ins Spiel

Haan. · Die WLH-Bürgermeisterkandidatin sieht Haan als potenziellen Hochschulstandort. Und sie ist nicht die einzige, die sich das vorstellen kann.

Noch wächst Getreide auf den Feldern zwischen Millrather Straße (im Hintergrund) und der Niederbergischen Allee in Gruiten. Hier könnten Flächen für eine Agrar-Akademie genutzt werden.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Ist Haan als Standort einer Hochschule für Agrar- und Gartenbau vorstellbar? Diese Möglichkeit hat jetzt zumindest Meike Lukat im Rahmen ihrer Bürgermeister-Kandidatur ins Spiel gebracht. In ihrem Vorschlag ist die Rede davon, Wirtschaftsförderung mit Gartenstadtcharakter zu betreiben: „Dafür muss man eine Vision haben“, sagt die Kandidatin der Wählergemeinschaft Lebenswertes Haan (WLH). Und eben diese stellt die Hochschule für sie dar.

Die Idee beschreibt Lukat wie folgt: In Gruiten im Technologiepark könnten auf noch verbleibenden 120 000 Quadratmetern ein Seminarraum, ein Pflanzraum, ein Klimahaus und Anbauflächen zur Erforschung von klimawandel-resistenten Bäumen und Nutzpflanzen entstehen. „Zum Gesamtkonzept könnten auch ein Zweig Gartenbautechnik, eine Meisterschule mit einem Jahresgarten, Streuobstwiesen mit Obstlehrpfad und vieles mehr dort entstehen.“

Für Lukat ein lohnendes Projekt. „Dies würde zahlreiche Arbeitsaufträge für vorhandene Handwerksbetriebe und Dienstleister schaffen“, sagt sie: Und das wiederum „würde dauerhaft Arbeitsplätze sichern“.

In Haan an der Kaiserstraße will die WLH für die Studenten bezahlbaren Wohnraum schaffen: Ein-Zimmer-Studentenwohnungen in den vorhandenen Gebäuden. „Die alte Landesfinanzschule könnte wieder im alten Glanz erstrahlen. So würde die Haaner Innenstadt dauer-
haft belebt“, behauptet Lukat. Eine ansprechende, junge Kneipenkultur sei wieder möglich, und auch die Einzelhändler in der Haaner Innenstadt würden neue Käufergruppen aus Forschung und Lehre, mit den Studenten, Dozenten und auch internationalen Gästen erhalten.

Weitere Punkte sind ein sicherer, gut ausgebauter Radschnellweg, ein barrierefrei ausgebauter S-Bahnhof in Gruiten und eine Ortsbuslinie. „Und da für das Erreichen eines Ziels immer ein erster Schritt in die richtige Richtung notwendig ist“, sagt Lukat, habe die WLH-Fraktion jetzt die Änderung der textlichen Festsetzung im Bebauungsplan für den zweiten Bauabschnitt des Technologieparks beantragt, „damit dort eine Zukunft für Wissenschaft und Forschung mit Gartenstadtcharakter möglich wird“.

Hochschule im Technologiepark? Damit kann die FDP nicht viel anfangen. „Das liegt auf derselben Linie wie frühere WLH-Vorschläge, Gewerbegebiete lieber mit wahlweise Sport- oder Stadthallen zu bestücken“, sagt Fraktionsvorsitzender Michael Ruppert. Im Klartext bedeute eine solche Politik „statt potenziell höherer Steuereinnahmen sichere und für Haan kaum verkraftbare dauerhafte Mehrausgaben“.

Grundsätzlich können sich die Liberalen Haan als Fachhochschul-Standort aber sehr gut vorstellen. „Das ist ein wichtiger Punkt in unserem kommunalen Wahlprogramm“, sagt Ruppert. „Andere Städte im Kreis wie Mettmann und Heiligenhaus/Velbert haben sich bereits als Standort etabliert. Warum sollten wir nicht auch diesen Ehrgeiz entwickeln?“ Mögliche Orte böten sich an den ehemaligen Schulstandorten Dieker Straße und Alleestraße an.

SPD-Bürgermeisterkandidat Bernd Stracke kann sich noch gut daran erinnern, dass die Genossen vor einigen Jahren ein Gründerzentrum mit Start-up-Unternehmen für das Technologiepark-Gelände vorgeschlagen hatten – aber keine Mehrheit fanden. Er persönlich ist der Hochschul-Idee also durchaus nicht abgeneigt, würde aber keineswegs blauäugig in ein Abenteuer starten wollen. „Zuvor muss klar definiert sein, wie hoch der meist erhebliche Raumbedarf ausfällt, welche Unterkünfte für Studenten zur Verfügung stehen und in welcher Form Infrastruktur verändert werden muss“, sagt der Fraktionsvorsitzende, der das Thema mit seiner Partei allerdings noch ausführlich erörtern will.

Gegen das Projekt könnte übrigens noch eine Statistik sprechen: Zurzeit schrumpft nämlich jeder sechste Hochschul-Standort in Deutschland. An insgesamt 41 Hochschulen sanken die Studierendenzahlen in den vergangenen fünf Jahren um durchschnittlich elf Prozent.