Das Krippenspiel fordert alle Kinder

Seit Wochen proben Kinder zwischen drei und zehn Jahren für das Krippenspiel in der evangelischen Kirche.

Foto: Staschik

Haan. Sarah ist eine wirklich hübsche kleine Maria, das blaue, tüllartige Schichtengewand harmoniert schön mit ihren langen, dunklen Haaren. Gemeinsam mit Josef — alias Tim, zehn Jahre — hockt sie vor der Krippe, schaut auf das Jesuskind, eine nackte Babypuppe. Balthasar und Melchior treten ihnen entgegen, Kasper musste heute anderswo hin und ist bei der Probe heute leider verhindert.

„Was wir geben können, kommt von Herzen“, schreit Balthasar und überreicht fiktiv ein wenig Mhyrre und Weihrauch. „Nicht soooo laut, Tobias“, bremst Pfarrerin (und Regisseurin) Gabriele Grummel den hochmotivierten kleinen Schauspieler und lacht.

33 Kinder stellen gemeinsam das Krippenspiel auf die Beine, am beliebtesten sind dabei die Engelsrollen: Die Engel bilden einen Chor und singen ein Engelslied, in dem das Lob der Ehre Gottes als Gloria ertönt. Fast alle Kinder sind bereits zum wiederholten Male dabei. „Das macht mir einfach total viel Spaß mitzuspielen und ich finde es toll, an Weihnachten anderen eine Freude zu bereiten“, erklärt Tim seine Beweggründe.

Weil die Kirche an Heiligabend erfahrungsgemäß überfüllt ist und viele, vor allem ältere Menschen, nur wenig von der weihnachtlichen Inszenierung mitbekommen, gibt es extra eine öffentliche Generalprobe am 22. Dezember (siehe Info). Die Chancen, dass bis dahin alles perfekt läuft, stehen nicht schlecht.

„Wichtig ist, Kinder, dass alle, wirklich alle, bei der kommenden Probe textsicher. sind. Ich will keinen mehr sehen, der ablesen muss. Dann könnt ihr nicht richtig spielen“, wendet sich Gabriele Grummel an die leicht aufgekratzten Krippendarsteller, die eine kurze Umbaupause nutzen, um ein wenig zu toben oder Quatsch zu machen. Zwei kleine Mädchen mit Ohrenwärmern in Schafsohrenform mähen leise vor sich hin und kuscheln mit den Plüschschäfchen, die zu den Hirten gehören. „Wir singen jetzt alle noch einmal Gloria“, weist die Pfarrerin an, Hirten und Engel versammeln sich, der glockenhelle Klang unzähliger Kinderstimmen erfüllt die Kirche. Ein warmer, inniger Moment, die anwesenden Mütter und Geschwisterkinder lauschen dem schönen Gesang. Aber die Regisseurin feilt noch an der Perfektion. „Engel Zwei, du musst etwas lauter singen, der hintere Engel bitte ein wenig langsamer“, lautet die Anweisung. Das Mikro von Gabriele Grummel knackt, vielleicht ein Wackelkontakt. Spätestens bis zur Generalprobe muss auch dieser kleine Fehler behoben sein.

Probenende.

Tim, der Josef, pellt sich aus seinem braunen Lumpengewand. „Ich freu mich so über die Hauptrolle“, erklärt er glücklich, „ich liebe Sprechrollen — und diesmal habe ich endlich mal sehr viel Text.“ Das Publikum darf gespannt sein.