Das Zentrum der Jazz-Welt
Rund 5000 Musikfreunde kamen zu den 18 Konzerten der 17. Hildener Jazztage und erlebten viele Höhepunkte.
Hilden. Als am Samstagnachmittag die Wolken immer wieder Sonnenstrahlen durchscheinen ließen, rissen die Musikfreunde auf dem Warrington-Platz ihre Regenjacken auf.
Carmen Brown rief ihre Zuhörer zum Tanzen auf. „Ich habe einen Traum“, sagte die Sängerin, deren dunkle Stimme bis zur Mittelstraße zu hören war: „Dass wir eines Tages alle gemeinsam tanzen werden.“
Und kaum als Gitarrist Vincent Themba die ersten Melodien spielte, groovten mehrere Hundert Funkfans beim Gastspiel von „The Elements“ bei den Jazztagen um die Wette.
Carmen Browns Auftritt war nur einer der vielen Höhepunkte der Jazztage, die gestern ihr Ende fanden. Die Veranstalter Peter Baumgärtner und Uwe Muth hatten — wie angekündigt — ein sehr abwechslungsreiches Programm auf die Beine gestellt.
Das Motto „World Jazz/Jazz World“ war wohl besonders bei der internationalen Jazznacht am Freitagabend zu erleben, als Künstler aus sechs Nationen in der Stadthalle auf der Bühne standen.
Der Argentinier Oscar Giunta wirkte bei seinem ersten Auftritt in Deutschland schüchtern, zurückhaltend, gar aufgeregt — allerdings nur, bis er sich an sein Schlagzeug setzte. Dann zeigte der „Geheimtipp mit dem Zeug zum Weltstar“ (Baumgärtner), was er mit seinem Quinteto zu leisten vermag.
Giunta, der die Trommeln und Hi-Hats auch schon mal mit bloßen Händen bearbeitet, und seine Band ließen immer wieder südamerikanische Momente in den Rhythmen aufblitzen. Vor allem die Bläsersektion mit Ramiro Flores und Juan Cruz de Urquiza vermochte dies.
Während eine argentinische Ballade bei Giunta immer noch mit viel Feuer und Emotion geladen war, ließen es Biréli Lagrène und seine Band zumeist ruhiger angehen. Sanft, aber niemals seicht holten die Franzosen das Publikum zurück in die Sessel.
Lagrène verzichtete auf Ansagen und warf seinen Bandkollegen mit diebischer Freude nur einzelne Töne seiner Gitarre zu. Szenenapplaus bekam Saxofonist und Klarinettist Franck Wolf, der mit Lagrène ein kongeniales Duo bildete.
Eine wunderbare Interpretation von Stevie Wonders „Isn‘t she lovely“ war ein mehr als angemessenes Finale des Quartetts, ehe das „World Percussion Ensemble“ übernahm. Und dann gab es tatsächlich „World Jazz“ bei einem Auftritt: Aus Kamerun, Japan, Brasilien und Deutschland kommen die fünf Künstler, die Rhythmen von vier Kontinenten zu einer Musik vereinen.
Viel Arbeit gab es für die Toningenieure, die metergroßen Taiko-Trommeln von Takuya Taniguchi mit den feineren Instrumenten in Einklang zu bringen.
Bis nach Mitternacht ließen sich die rund 500 Besucher von den Top-Percussionisten verzaubern. Bis auf den Gesang des Kameruners Njamy Sitson kam die Jazznacht also ohne Stimme aus — kein Problem: „Vielleicht ist die diesjährige Veranstaltung auch gerade deshalb so erfolgreich“, vermutet Uwe Muth.