Die Teilung Gruitens verhindert
Zum Neubau der Eisenbahnbrücke Hochstraße sollte der Stadtteil für einige Monate von Haan abgekoppelt werden.
Gruiten. Kurz nachdem im Herbst 1996 die Pläne des Kreises bekannt wurden, für die Bauzeit der neuen Eisenbahnbrücke Gruiten von Haan für einige Monate abzuschneiden, brach ein Protest los, mit dem die Verantwortlichen nicht gerechnet hatten. Die Brücke Hochstraße wurde zum Politikum und brachte am Ende auch noch Streit zwischen Kreis als Baulastträger und Stadt.
Aber der Reihe nach: Die alte Brücke, Baujahr 1905, war im Grunde nur noch für Pferdefuhrwerke konzipiert. Jedenfalls reichte sie längst nicht aus, den Verkehr der immer schweren Lastwagen aufzunehmen. Inspektionen zeigten dann, dass die Stabilität nicht gewährleistet war. In einem ersten Schritt setzte der Kreis die zulässige Traglast herunter — auf 12 Tonnen. Damit konnten nur noch kleine Lastwagen die Gleise überqueren — im Grunde hätte kein Linienbus mehr fahren dürfen. Als dann eine weitere Abstufung drohte, ging kein Weg mehr an einem Neubau vorbei. Immerhin handelte es sich bei der Hochstraße um eine Kreisstraße von überregionaler Bedeutung.
Kaum hatte der damalige Leiter des Kreisstraßenbauamtes, Johannes Adamek, im Haaner Verkehrsausschuss den Brückenbau und die beabsichtigte Abkopplung Gruitens erläutert, regte sich Kritik, die immer lauter wurde. Der Bürger- und Verkehrsverein setzte sogleich einen Infoabend an, bei dem 360 Bürger im Bürgerhaus gegen die Pläne wetterten. Und auch der Handel meldete sich. „Die Mitglieder der Werbegemeinschaft sehen unüberschaubare Probleme auf ihre Betriebe zukommen, die bis zur Bestandsgefährdung gehen“, warnte Vorsitzender Roderich Kuchem. Er forderte mit Nachdruck Abhilfe.
Der Bürger- und Verkehrsverein Gruiten legte nach und forderte eine stählerne Behelfsbrücke für die Bauzeit. In einer Flugblattaktion rief der Verein die Bürger auf, Präsenz zu zeigen bei der Sitzung des Kreisausschusses, in dem die Bauplanung beschlossen werden sollte. 150 Gruitener fuhren am 14. November 1996 ins Kreishaus, wo die CDU-Fraktion von der Kreisverwaltung Auskunft zu dem Vorschlag der Behelfsbrücke verlangte. Auch die örtliche SPD hatte bei der Kreistagsfraktion Druck gemacht, Am Ende überzeugten die Argumente aus Haan und der Kreis bewilligte die Brücke. Denn allein die Mehrkilometer, die eine weiträumige Umleitung der Buslinien verursachen hätte, wären mit rund 600 000 Mark zu bezahlen gewesen. Auch Feuerwehr- und Rettungsdienste hätten in Notfällen deutlich länger für die Fahrten zu Einsatzstellen in Gruiten benötigt. Die Stadt Haan profitierte von der Behelfsbrücke. Und doch lehnte sie es ab, einen Anteil an den Kosten zu tragen. 170 000 Mark sollten aus der Gartenstadt nach Mettmann fließen, was die Politik indes verweigerte. Das galt auch für die freiwillige Zahlung von nur 10 000 Mark. Unterhalb des Rotdornweges und der Brückenstraße waren Fundamente und zwischen den Gleisen ein Mittelgerüst für die Stahlbrücke gebaut worden. Schwere Autokräne fädelten knapp 30 Meter lange Brückenteile von beiden Seiten auf ihre Position.