E-Mail-Betrug: „Hallo, schick mir bitte Geld“
Hildenerin ist Opfer eines Betrügers geworden, der in ihrem Namen falsche E-Mails verschickte.
Hilden. „Er hat mir vor allem viel Zeit gestohlen“, sagt Gertraude Schaper. Die 69-jährige Hildenerin ist Opfer eines Internetbetrügers geworden. Der hatte es auf das Geld ihrer Bekannten und Freunde abgesehen. Ein direkter Schaden ist Schaper zwar nicht entstanden, „aber das komische Gefühl bleibt“.
Begonnen hat alles am vergangenen Montag: Im Mail-Eingang von Gertraude Schaper tauchten reihenweise vom Empfänger zurückgewiesene Mails auf, die über ihre Adresse an wahrscheinlich alle ihre Kontakte verschickt worden waren. Unter dem Betreff „Hallo“ teilt der Verfasser mit, dass Gertraude Schaper angeblich einen Ausflug nach Aberdeen in Schottland gemacht habe und dort ausgeraubt worden sei. Die Empfänger werden gebeten, Geld durch die Western Union nach Schottland zu überweisen.
„Viele meiner Bekannten haben sofort erkannt, dass es ein Betrugsversuch ist“, sagt Schaper. Das gebrochene Deutsch der Nachricht und die vielen Rechtschreibfehler hätten sie wohl stutzig gemacht. Ihrem Wissen nach ist niemand der Bitte nachgekommen. Warnen konnte Gertraude Schaper ihre Bekannten nicht, denn der Betrüger hatte ihre 350 Kontaktdaten und auch sämtliche gespeicherten Mails gelöscht. Erst 24 Stunden später hatte ihr Internetanbieter die Daten wieder bereitgestellt. Dann konnte Schaper endlich die Warnmails versenden.
Dennoch steht seit vergangenem Montag das Telefon bei der 69-Jährigen nicht mehr still. Schaper: „Ich habe mehrere Tage nur telefoniert.“ Besorgte Freunde riefen an und erkundigten sich nach ihrem Befinden. Auf diesem Weg erfuhr sie auch, dass einige Freunde versucht hatten, die in der Mail angegebene Telefonnummer eines angeblichen Hotels in Aberdeen zu erreichen — vergeblich.
Von ihren Bekannten hörte Gertraude Schaper auch, was passiert ist, wenn die Empfänger die Mail beantwortet haben: Unmittelbar danach kam eine zweite Mail, in der der Empfänger gebeten wurde, 700 Pfund über ein Western Union Büro nach Aberdeen zu schicken. Diesmal wurde die Mail aber nicht von der tatsächlichen Adresse der 69-Jährigen verschickt, sondern über eine leicht veränderte Adresse — ein Buchstabe wurde fortgelassen.
„Teilweise sind die Mails auch an Behörden und Banken gegangen“, sagt Schaper. Das führte dazu, dass ihr ihre Bank vorsorglich die Kreditkarte sperrte. „Zum Glück hat die Bank mir schriftlich mitgeteilt, dass die Karte gesperrt wurde. Hätte sie auf die Mail geantwortet, hätte ich nichts davon erfahren“, sagt sie.
Den Betrugsversuch hat Gertraude Schaper bei der Polizei angezeigt. Viel Hoffnung, dass der Täter erwischt wird, hat sie allerdings nicht. Ganz so pessimistisch ist Frank Scheulen vom Landeskriminalamt in Düsseldorf aber nicht: „Straftäter hinterlassen Spuren im Internet.“ Die Aufklärungsquote sei daher vom Grundsatz her gut. Auch Gertraude Schaper kann der Sache einen positiven Aspekt abgewinnen: „Ich habe wieder Kontakt zu Freunden gehabt, die ich lange nicht mehr gesprochen hatte.“