„Feuerwehr ist keine Spaßveranstaltung“

Birger von Gehlen widmet seine Freizeit bereits seit 47 Jahren der Freiwilligen Feuerwehr.

Foto: Christoph Schmidt

Hilden. Wenn die 112 gewählt wird, eilt die Hildener Feuerwehr zur Hilfe — 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Die Wehr besteht aus einer hauptamtlichen Wache mit 74 Berufsfeuerwehrleuten — und 106 Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr. Sie sind das Rückgrat der Hildener Feuerwehr. Sie hat drei Leiter, gewählt vom Rat der Stadt nach Anhörung der Freiwilligen Feuerwehr. Brandamtmann Hans-Peter Kremer wurde für sechs Jahre zum Wehrführer bestimmt, Brandoberinspektor Stephan Burkhardt zum zweiten stellvertretenden Wehrführer gewählt. Beide gehören der Berufsfeuerwehr an.

Erster stellvertretender Wehrführer ist seit acht Jahren Birger von Gehlen — Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr. Der 63-Jährige wurde jetzt vom Stadtrat einstimmig weiterhin zum stellvertretenden Feuerwehr-Chef bestellt — bis zum Erreichen der Regelaltersgrenze am 30. Juni 2020 (65 Jahre und acht Monate). Bürgermeisterin Birgit Alkenings hat ihn dafür zum „Ehrenbeamten“ ernannt — weil er nicht hauptamtlich tätig ist. Birger von Gehlen ist schon sage und schreibe 47 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr. Ungezählte Stunden Freizeit hat er für dieses Ehrenamt geopfert. Allein die Grundausbildung zum Truppmann dauert 160 Stunden und ist an mindestens fünf Wochenenden zu absolvieren. Truppführer werden in 64 Stunden an jeweils sechs Wochenenden fortgebildet. Und Gruppen-, Zugführer und Feuerwehrleiter müssen mehrere Wochen in der Landesfeuerwehrschule in Münster die Schulbank drücken — und dann die umfangreichen Abschlussprüfungen bestehen.

„Feuerwehr ist keine Spaßveranstaltungen“, meint Birger von Gehlen. Warum ist er dann dabei? Weil man bei der Feuerwehr mit ganz unterschiedlichen Menschen zu tun habe. Er hebt die besondere Kameradschaft hervor: „Wir tragen alle eine große Verantwortung. Im Einsatz ist man wirklich auf Leben und Tod aufeinander angewiesen.“ Faszinierend und spannend sei auch der Umgang mit großen Fahrzeugen und Technik.

Was war sein schlimmster Einsatz in all den Jahren? Birger von Gehlen muss nicht lange überlegen: „Das war der Großbrand an der Herderstraße 2014.“ Damals wurden drei Feuerwehrleute schwer verletzt, darunter Feuerwehr-Chef Bernhard Janeck: „Wir hatten davor schon einige Großbrände in Hilden, die zum Teil über zwei Tage gingen. Drei schwer verletzte Feuerwehrleute — das war ein Schock, der bis heute nachwirkt.“ Die Einsatzleiter der Feuerwehr haben sieben Tage am Stück Bereitschaft und leisten ihren Dienst von zu Hause aus. „Dann kann man sich nichts vornehmen“, meint der ehrenamtliche Stadtbrandinspektor. Alkohol ist sowieso tabu. Und der feuerrote Kommandowagen ist immer nur ein paar Schritte entfernt. „Wir müssen innerhalb von acht Minuten jeden Einsatzort in Hilden erreichen“, erläutert Feuerwehr-Chef Hans-Peter Kremer. Das gelte auch für den Einsatzleiter. „Deshalb darf er sich nie weiter als zwei Minuten vom Kommandofahrzeug entfernen.“ Im Fahrzeug sind wichtig Unterlagen und auch seine Einsatzkleidung. So kommt es, dass Hildener die Kommando-Wagen auch schon mal nach 17 Uhr oder am Wochenende auf einem Supermarkt-Parkplatz sehen. Dann sind die diensthabenden Feuerwehr-Leiter mit ihren Familien häufig beim Einkaufen. Birger von Gehlen ist das immer ein bisschen unangenehm: „Einige glauben dann bestimmt, wir fahren mit den Dienstwagen privat durch die Gegend.“

Feuerwehr-Chef Hans-Peter Kremer ist froh, Birger von Gehlen im Team zu haben: „Er ist schon seit vielen Jahren dabei und sehr engagiert.“